Auf dem Rindermarkt in Silleda in Nordspanien haben wir letztes Jahr gute Gespräche mit den Marktbetreiber:innen und Veterinär:innen geführt. Nun sind wir im Februar am Vorabend des Markttages erneut vor Ort. Die Markthalle ist erstaunlich voll und die hungrigen Tiere sind deutlich zu hören. Einige Kühe machen bereits jetzt, kurz nach der Ankunft, einen erschöpften Eindruck.
Am nächsten Tag, dem eigentlichen Markttag, sehen wir etwa 380 ,Abgangs’kühe – Tiere, die aus der „Produktion“ genommen wurden, weil sie für die jeweiligen Betriebe nicht mehr rentabel sind und nun in der Markthalle zum Verkauf angeboten werden. Der Betonboden, der nur mit einer dünnen Schicht Sägespäne bedeckt ist, belastet die Gelenke der Kühe, besonders wenn sie sich hinlegen. So sprechen wir wieder mit dem Marktmanager über den Vorschlag, weiche Gummimatten auf den Boden anzubringen. Dieser versichert uns, dafür schon erste Schritte unternommen zu haben.
Auch die Tierärzt:innen, mit denen wir sprechen, berichten uns, dass sie unser Dossier über ,Abgangs‘kühe mit großem Interesse gelesen und miteinander besprochen haben (hier: Der Transport von ,Abgangs'kühen zur Schlachtung) und wir sehen, wie die Veterinär:innen gewissenhaft die Tiere auf ihren Zustand hin kontrollieren.
Außerdem sind wir froh, dass wir keine wirklich lahmen, nicht-transportfähigen Tiere sehen.
Trotz dieser durchaus positiv zu bewertenden Entwicklung fallen uns erneut dieselben Probleme auf, die wir schon seit Jahren bemängeln. Manche Kühe haben so pralle Euter, dass Milch aus den Zitzen auf den Boden tropft. Auch sind die Klauen der Tiere öfters zu lang, was ein Zeichen dafür ist, dass sich die Besitzer:innen auf dem Hof nicht richtig um die Tiere und ihre Gesundheit gekümmert haben.
Eine der älteren ,Abgangs‘kühe ist Alcida. Sie ist sehr dünn und schaut uns mit ihren großen Kuhaugen an. Auf ihrem Kopf hat sie eine rötliche, aufgesprühte Markierung und hält ihren Kopf leicht geduckt. Während Kühe einen normalerweise nicht mit den Augen fixieren, wirkt ihr Blick intensiv und eindringlich. Es fühlt sich fast an, als ob sie mit uns nonverbal über ihren weiten Weg zum Schlachthof spricht, den sie bald mit anderen Tieren antreten wird. Anstatt direkt vom Hof zum Schlachthof transportiert zu werden, muss sie nun einen Umweg über den Markt machen – umgeben von vielen fremden Tieren und zusätzlich belastet durch längere Transportzeiten sowie das wiederholte Auf- und Abladen. Um ihr und den vielen anderen ,Abgangs‘kühe den stressvollen zusätzlichen Marktaufenthalt zu ersparen, fordert Animals‘ Angels eine maximale Transportzeit von 4 Stunden für diese besonders verletzlichen Tiere.