EU-Exporte: Deutsche Färsen trotz offensichtlicher Verstöße nach Turkmenistan exportiert

Die schwangere Färse Elisa steht dicht gedrängt auf dem Lkw.

Ein Team von Animals‘ Angels begleitet ab der russisch-kasachischen Grenze zwei Transporte mit deutschen Färsen. Die schwangeren Tiere werden über eineinhalb Wochen und mehr als 6.000 Kilometer aus Brandenburg bis nach Turkmenistan exportiert.

Nach über 12 Stunden Fahrt bekommen wir Elisa, Sara und die anderen zum ersten Mal zu sehen – nämlich als die LKW auf einem Parkplatz über Nacht stoppen. Laut Transportplanung hätten die Färsen hier eine 24-stündige Ruhepause in einem Stall, mit Platz zum Ausruhen, bekommen sollen. Doch weit und breit ist kein angeblich existierender Versorgungsstall in Sicht. So müssen sie die gesamte Standzeit über an Bord der LKW ausharren. Für die Tiere bedeutet das eine enorme Belastung. Über Tage und Nächte hinweg transportiert zu werden, ohne sich zwischendurch wenigstens etwas erholen zu können. Es ist physisch enorm anstrengend für die Tiere, die Fahrtbewegungen auf den teils extrem holprigen Straßen auszubalancieren. Manchmal sind die Straßenzustände so katastrophal, dass die LKW nur mit 15 km/h vorwärtskommen und die Tiere völlig durchgeschüttelt werden.

Elisa und die anderen Färsen sind als schwangere, werdende Mütter zusätzlich schutz- und ruhebedürftig. Doch sie können sich noch nicht einmal alle hinlegen – mit 34 Tieren pro LKW sind zu viele Tiere an Bord. Elisa zum Beispiel steht dicht gedrängt zwischen zwei anderen Färsen und blickt uns mit müden Augen an. Ihr Kopf stößt dabei gegen die Fahrzeugdecke. Diejenigen, die Platz zum Liegen gefunden haben, liegen in ihren eigenen Exkrementen. Wenigstens bekommen die völlig ausgehungerten und durstigen Tiere am nächsten Morgen Futter und Wasser. Die Einstreu wird jedoch nicht ausgewechselt, sodass sie weiterhin auf nassem und dreckigem Boden stehen müssen. Über Tage hinweg. Und teils bei Außentemperaturen von bis zu minus 12 °C über Nacht in Usbekistan.

Unser zweites Team in Usbekistan muss die Tiere schweren Herzens an der Grenze zu Turkmenistan ziehen lassen. Organisatorische und bürokratische Hindernisse stehen uns im Weg, genauso wie eine zu unsichere Lage vor Ort in Turkmenistan.

Es ist für uns unbegreiflich, wie Amtstierärzte solche Transporte immer noch genehmigen können. Spätestens seit den Erkenntnissen vom letzten Jahr kann niemand mehr sagen, sie hätten es nicht gewusst. In aufwändiger Nacharbeit sammeln wir weitere Beweise und leiten entsprechende Schritte ein, damit diese beiden Transporte und das Schicksal von Elisa und den anderen nicht einfach ad acta gelegt werden.

Bei unserem Einsatz begleitete uns auch der Journalist Edgar Verheyen.