Kälbertransport von Lettland nach Polen: Verletzte und erschöpfte Tiere im Inneren

Verletztes Kalb Karlis auf Tiertransport von Lettland nach Polen

Unser Einsatzteam wartet in einer weiteren Nachtschicht auf Tiertransporte, die aus dem Baltikum nach Polen unterwegs sind. Am späten Nachmittag fällt uns ein Transport mit ‚Mast‘kälbern auf. An der polnischen Grenze können wir einen kurzen Blick in den Lkw werfen. Die Tierkinder kommen aus Lettland. Auf den ersten Blick scheint die Ladedichte zu hoch, sie drängeln gegeneinander. Hinlegen können sie sich auf jeden Fall nicht alle zur gleichen Zeit. Im mittleren Abteil entdecken wir Martins. Er liegt am Boden, hustet und sieht sehr erschöpft aus. Wir beschließen kurzerhand, den Transport bis zum Zielort zu begleiten – laut Fahrer eine Farm in Polen.

Bei einer Fahrerpause in Polen können wir erneut nach Martins schauen. Sein Zustand hat sich nicht verbessert. Er liegt immer noch in der gleichen Position und hustet weiterhin. Durch die hohe Beladung läuft er beim Transport Gefahr, dass die anderen Tiere auf ihn trampeln – sie haben einfach keinen Platz zum Ausweichen und Ausbalancieren der Fahrzeugbewegung. Wir informieren den Fahrer und er versucht Martins zum Aufstehen zu bewegen – vergeblich. Martins möchte und kann nicht. Genervt gibt der Fahrer auf.

Bei einem weiteren Check nach den Tieren finden wir Karlis – seine linke Gesichtshälfte ist blutüberströmt. Sein Horn ist angebrochen. Das Blut sieht frisch aus und wir vermuten, dass es während der Fahrt passiert ist. Wieder informieren wir den Fahrer – er reagiert diesmal noch genervter auf uns. Wir fordern ihn auf, am Zielort der Tiere (laut Fahrer nur noch zwei Stunden entfernt) sofort Bescheid zu sagen, damit dort ein Tierarzt organisiert werden kann, um Martins und Karlis schnell zu versorgen. Doch leider scheint der Zustand der beiden weder den Fahrer noch den Besitzer am Zielort groß zu interessieren. Als wir dort ankommen, werden wir nur beschimpft und bekommen Martins und Karlis nicht mehr zu Gesicht. Ihr vorübergehendes Zuhause ist jetzt eine Sammelstelle. Von dort aus werden sie irgendwann verkauft zur Mast und schließlich zur Schlachtung.

Einer der Arbeiter versichert uns zumindest, dass ein Tierarzt am nächsten Morgen nach den Tieren schauen wird. Wir informieren umgehend das zuständige Veterinäramt und fordern eine Nachkontrolle an – doch leider ist Wochenende. Erst am Montagmorgen wird wieder jemand im Büro sein. Immerhin bekommen wir am Montag die Bestätigung des zuständigen Veterinäramtes, dass sie sofort zur Sammelstelle gefahren sind und nach Martins und Karlis geschaut haben. Karlis Hornbruch wurde tatsächlich am Samstagmorgen tierärztlich versorgt, er steht jetzt in einer Krankenbox und erholt sich. Und auch Martins hat sich von den Transportstrapazen erholt. Wir sind froh, dass die zuständigen Amtstierärzte hier aktiv geworden sind. In unserer Nacharbeit werden wir jetzt die Transportpapiere anfordern und einen ausführlichen Beschwerdebericht an die zuständigen Behörden verfassen.