Marokko: Licht und Schatten auf dem Tiermarkt von Skherat

Animals' Angels hilft den Tieren auf dem Markt von Skherat, Marokko

Animals‘ Angels ist heute auf dem Markt in Skherat, zusammen mit Habib und Boubaker, unserem ständigen Team vor Ort, sowie den freiwilligen Helfern Javier und Clara. Während unserer Runde über das Marktgelände finden wir den Bullen Mimoun, der viel zu kurz an einen Baum angebunden ist. Er muss seinen Hals gestreckt nach oben halten und kann sich kaum bewegen. Der Besitzer will damit seine Hals- und Brustpartie besonders zur Geltung bringen, um den Verkaufspreis nach oben zu treiben. Nach vielem Hin und Her können wir ihn wenigstens überreden, den Strick so zu lockern, dass Mimoun in natürlicher Haltung stehen kann.

Auf dem Parkplatz der ‚Lasten’tiere sehen wir im Gegensatz zu gestern viele Esel und Pferde, die während ihrer Wartezeit von ihren Besitzern abgesattelt wurden und eine kleine Verschnaufpause bekommen. Das ist ein toller Verdienst unseres Teams vor Ort, die regelmäßig die Menschen an ihre Pflichten und Aufgaben gegenüber ihren Tieren erinnern. Zumindest manche von ihnen scheinen es zu verstehen.

Zum Beispiel treffen wir wieder den Hengst Shihab, den wir im April während der Animal Week mit einem neuen Halfter ausgestattet hatten. Heute trägt er es noch und steht abgespannt und entspannt an einem Baum gebunden. Immerhin… Damals hatte das der Besitzer noch nicht gemacht und war völlig überfordert gewesen mit ihm. Wir haben dann lange mit ihm gesprochen, offenbar mit Erfolg.

Auch freuen wir uns, Houssam endlich persönlich kennenzulernen. Der Junge hilft Habib und Boubaker regelmäßig und engagiert bei der Versorgung der Tiere. Auch der junge Onkel von Houssam kommt dieses Mal auf uns zu und bietet uns seine aktive Mithilfe für die Tiere an. Es ist toll zu sehen, dass Kinder und junge Menschen durch die Arbeit von Habib und Boubaker motiviert werden, den Tieren zu helfen!

Leider möchten nicht alle verstehen. Wir finden unser Sorgenkind, den Eselhengst Michel, den wir bereits seit April 2016 kennen. Seit dieser Zeit kümmern wir uns um seine Wunden, sprechen und diskutieren unaufhörlich mit seinem Besitzer, einem sehr alten Mann, der auf Michel als sein ‚Arbeits’tier angewiesen ist. Nachdem die Wunde von damals endlich so gut wie verheilt war, waren wir überglücklich, Michel wieder in besseren Zustand zu sehen. Doch diesen Oktober wurden wir bitter enttäuscht. Erneut fanden Habib und Boubaker eine neue Wunde auf seinem Rücken, komplett entzündet und wieder verursacht durch einen falsch sitzenden Sattel und zu schwere Lasten. Die Polster und Satteldecken, die unser Team für Michel gebastelt hatte, hat sein Besitzer wahrscheinlich weiterverkauft. Seit Oktober kümmern sich Habib und Boubaker wieder besonders um ihn, versorgen seine Wunde und versuchen den alten Mann zu überzeugen, Michel eine Pause von der Arbeit zu geben. Doch er will einfach nicht verstehen.

Heute kümmern wir uns wieder um ihn. Seine Wunde ist extrem entzündet und eitrig. Michels Gesicht sagt mehr als Worte, unter welchen Schmerzen er leidet. Der Besitzer hatte scheinbar Sand und Asche auf die Wunde geschüttet, um sie zu verschließen. Wir reinigen und desinfizieren sie. Als der Besitzer kommt und Michel wieder satteln möchte, hindern wir ihn daran. Wie bereits in 2016, bringen wir Michel zu Fuß nach Hause. Ca. 2,5 km laufen wir mit ihm in gemütlichen Tempo und ohne Lasten auf dem Rücken, der Alte wird von uns im Auto nebenher mitgenommen. Als wir in ihrem Dorf ankommen, sind wir schockiert über die Zustände: Menschen und Tiere leben unter ärmlichsten Verhältnissen, zwischen Müll und Gestank. Auch hier hat sich seit 2016 nichts verändert. Die Frau des alten Mannes verspricht uns, das zu tun, was eigentlich ihr Mann machen sollte: die Wunden regelmäßig reinigen und für seine Genesungspausen zu sorgen. Habib und Boubaker werden Mitte der Woche zurückkommen und wieder nach Michel sehen.

Wir sind froh, dass wir und vor allem die Tiere auf den Märkten Habib und Boubaker an unserer Seite haben, und sie vor Ort ihr Möglichstes geben, um ihnen zu helfen.