Tiertransporte in die Türkei: Transport-Odyssee für schwangere Kühe aus Tschechien

Tiertransport schwangere Kühe

Seit dem 1. Juli verbietet Ungarn aufgrund der hohen Temperaturen Tiertransporte in Richtung Türkei. Das gilt auch für Transporte auf der Durchreise. Endlich! Denn dass die Temperaturgrenzen ohne ein explizites Verbot nicht eingehalten werden, zeigt der folgende Tiertransport mit schwangeren Kühen, den wir in den letzten Tagen begleitet und dokumentiert haben:

Last minute – noch vor Inkrafttreten des ungarischen Transportstopps – starten drei Tiertransporte in Richtung Zentraltürkei. An Bord sind junge schwangere Kühe aus Tschechien. Die Temperaturen klettern unterwegs weit über die 30 °C Marke. Doch die extreme Hitze wird auf dieser Odyssee nicht das einzige Problem für die Tiere sein: Der Käufer aus der Türkei hat für zwei der Transporte noch nicht gezahlt. Sie stecken somit erst einmal an der Grenze zwischen Bulgarien und der Türkei fest.

So verlängert sich der Transport für Scarlett, Lara, Frida und Inka und die anderen 62 Jungkühe um mehr als 24 Stunden. Am zweiten Tag des Wartens bekommen sie kaum Futter. Der Transporteur will die Mehrkosten für das Futter nicht tragen, die durch die Verzögerung zustande kommen. Als sie wieder verladen werden und die Fahrt durch die Türkei weitergeht, stürzen sich die schwangeren Tiere auf das Stroh im Lkw, das eigentlich als Einstreu dient.

Etwa 14 Stunden später kommen die ausgehungerten Tiere endlich am Zielort an. Der Stall ist schäbig und das Management lässt zu wünschen übrig. Knapp zwei Stunden müssen die Tiere auf den Lkw warten, bis sie entladen werden. Ein Traktor wird noch gewaschen, der Stall muss noch desinfiziert werden und zu allem Überfluss klemmt auch noch die Stalltür.

Mit Mühe und Not passt die Laderampe der Transporte durch die Tür. Mit einem Satz springen Frida, Inka und die anderen von der Laderampe und suchen vergeblich nach Futter und Wasser. Laut Besitzer bekommen sie gleich etwas, doch Wasser steht ihnen erst einmal nicht zur Verfügung. Auch die Färsen, die am Vortag angekommen sind, scheinen immer noch unruhig und hungrig.

Wir haben den Eindruck, dass der Stallbesitzer und die Arbeiter nicht ausgebildet sind im richtigen Umgang mit den Tieren. In einer Außenbox sehen wir abgesetzte Kälber – einige liegen erschöpft und zusammengerollt am Boden. Viele haben stumpfes Fell, ein anderes Kalb hat einen aufgeblähten Bauch. In einer Ecke steht die Gülle knöcheltief. Auch die Kälber haben im Sommer keinen freien Zugang zu Wasser. Einer der Arbeiter erklärt uns, dass sie nach der Mast geschlachtet werden.

Wieder einmal wird überdeutlich: Die Verantwortung der EU gegenüber ihren Tieren darf nicht mit dem Transport enden. Exporte in Länder ohne Tierschutzstandards müssen ein Ende haben. Wir werden Beschwerde gegen diese Transporte einlegen und uns natürlich auch weiter für ein generelles Hitze- und Exportverbot stark machen!

Update: Seit dem 07. Juli ist das ungarische Transportverbot bei Hitze wieder aufgehoben worden, da Temperaturen unter 30 °C vorausgesagt sind. Was das für die Tiere auf den Transporten bedeutet? Wir fordern die zuständigen Veterinärbehörden auf, jeden Transport gründlich zu überprüfen, bevor sie ihn genehmigen!