Während unseres Einsatzes auf mehreren Kamelmärkten in Ägypten begegnen wir Henry, einem ,ausgedienten‘ Kamelbullen. Schon auf den ersten Blick wird deutlich: Henry muss in seinem Leben viel durchgemacht haben. Sein Körper erzählt eine Geschichte von jahrelangem Leiden.
Die Druckstellen eines Sattels führten bei ihm über die Zeit zu schweren Nekrosen. Das bedeutet, dass das Gewebe an dieser Stelle abgestorben ist und somit eine Art „Loch“ am Rücken entstanden ist. An den Hüfthöckern hat er tiefe Verletzungen, die von Fliegen befallen wurden. Davor mehrere Umfangsvermehrungen, die an Abszesse erinnern.
Wir bringen in Erfahrung, dass Henry früher als Reittier für Touristen eingesetzt wurde – sehr wahrscheinlich an einem bekannten Ausflugsziel wie den Pyramiden von Gizeh. Dort sind Kamele und Pferde Teil des typischen Touristenprogramms. Für viele Besucher:innen ist ein Kamelritt nur ein kurzer Zeitvertreib – ein Foto, ein Erlebnis. Für die Tiere hingegen bedeutet Massentourismus sehr oft massives Leiden: lange Arbeitszeiten in der glühenden Sonne, unzureichende Versorgung und keinerlei medizinische Betreuung.
Was Touristen oft nicht sehen: Hinter dem vermeintlich „authentischen Erlebnis“ verbirgt sich eine Praxis, die systematisch auf Kosten der Tiere geht. Und Henry ist kein Einzelfall – er steht exemplarisch für das Schicksal vieler ,Nutz‘tiere, die im Tourismus eingesetzt werden.
Doch es geht auch anders: Jede:r kann dazu beitragen, das Leiden dieser Tiere zu beenden – indem man solche Angebote bewusst meidet und Henrys Botschaft weiterträgt. Denn: Ohne Nachfrage gibt es auch kein Angebot.
Immerhin gibt es so viele Alternativen, die für einen selber und auch die lokale Bevölkerung viel wertvoller und nachhaltiger sind – ohne dass dies auf dem Rücken der Tiere ausgetragen wird.