Ägypten: Untragbare Zustände auf dem Kamelmarkt in Birqash – wir sprechen mit den Arbeitern

Kamelmarkt Birqash

„Ihr könnt hier nicht noch ein Kamel laden! Hier ist kein Platz mehr.“ – Wir diskutieren mit einigen Arbeitern auf dem Kamelmarkt in Birqash. Sie sind gerade dabei, Kamele auf einen kleinen Pick-Up zu laden. Ein Kamelbulle sitzt bereits quer auf der Ladefläche – jetzt ist Malik als zweites Kamel an der Reihe.

Die Arbeiter schubsen ihn gewaltvoll auf die Ladefläche, sodass er mit seinen Vorderbeinen über dem ersten Kamel steht. Ein Arbeiter zieht an seiner Nase und Halfter von vorne, ein anderer hinten an seinem Schwanz. Weitere Arbeiter zwingen ihn mit Stockschlägen zum Hinlegen. Doch offensichtlich hat er keinen Platz. Nur mit Gewalt schaffen sie es schließlich, dass er sich ablegt. Sie binden seine Vorderbeine zusammen, die teilweise noch halb auf dem Rücken des anderen Kamels liegen. Malik schreit und kann sich doch nicht wehren.

Ein drittes Kamel wird schließlich noch verladen, obwohl kein Platz mehr ist. Wir können nicht glauben, dass die Arbeiter tatsächlich noch ein viertes Kamel verladen wollen und reden auf sie ein. Wenigstens ein Arbeiter ist auf unserer Seite und versteht das Problem. Die anderen lassen sich schließlich überzeugen und sprechen mit dem Besitzer, dass kein Platz für ein weiteres Kamel ist. Immerhin etwas!

Bei anderen Verladungen hören die Arbeiter leider weniger auf uns. Wir werden erneut Zeugen wie die Kamele verprügelt werden – sie bekommen die harten Schläge mit den Holzknüppeln ins Gesicht, in den Bauch, auf Gelenke oder in die Genitalien. An diesem Tag blicken wir in viele Kamelgesichter mit blutig geschlagenen Nasen und geschwollenen Augen. Immer wieder sehen wir auch Kinder, wie sie mit den Stöcken grundlos auf die Tiere einschlagen. Diese Gewaltspirale auf dem Markt lässt einen verzweifeln. Die Erwachsenen leben es den Kleinen vor, und diese machen es ihnen nach.

Auf einem Pick-Up sehen wir den Kamelbullen Amin – er ist bereits verladen und ist mit einer Paketschnur als Nasenring an dem Pick-Up festgebunden. Die Schnur ist so kurz, dass sein Nasenloch weit nach unten gezogen wird und er seinen Kopf nicht bewegen kann. Das muss extrem schmerzhaft für ihn sein, und gerade beim Transport auf den holprigen Straßen kann das Nasenloch durch die Spannung reißen. Die Arbeiter schert das wenig, doch zumindest können wir einen Arbeiter überzeugen, die Schnur durchzuschneiden. Erleichtert hebt Amin seinen Kopf. Mehr können wir in diesem Moment nicht für ihn tun und müssen ihn und die anderen Kamele schweren Herzens ziehen lassen.

Es bricht uns jedes Mal das Herz, all diese Gewalt zu sehen und nur in kleinen Schritten etwas für die Kamele vor Ort zu erreichen. Doch was bleibt uns anderes als weiterzumachen in der Hoffnung, dass sich eines Tages etwas an dieser unerträglichen Situation ändert?