Ausgemergelt und ausgemustert: ‚Milch’kühe unter unhaltbaren Zuständen von Lettland nach Polen transportiert

Ausgemusterte Milchkühe auf Tiertransport von Lettland nach Polen

Animals’ Angels kontrolliert wieder Tiertransporte auf der Baltikum-Route in Richtung Polen. Nach unseren Beschwerden letzten Sommer prüfen wir, ob sich hier seitdem etwas für die Tiere auf den Transporten getan hat. Unser Augenmerk liegt auf den ausgemusterten ‚Milch‘kühen, die für die Milcherzeugung nicht rentabel sind und deshalb zum Schlachter verkauft werden.

Zwar finden wir keine Kühe, aus deren Euter die Milch fließt, weil sie nicht rechtzeitig gemolken wurden – das war letzten Sommer anders. Doch nach wie vor sind wir entsetzt über den Zustand vieler Tiere und die unmöglichen Bedingungen auf den Transporten. Nicht einmal Einstreu wird den meisten von ihnen auf ihrem letzten Weg vergönnt. Sie stehen auf dem blanken und rutschigen Metallboden in ihren eigenen Exkrementen. Wie im Fall von Majka und 27 weiteren Kühen, die von Lettland in ein polnisches Schlachthaus transportiert werden.

Wir begleiten sie von Litauen aus nach Polen bis nach Mitternacht. Während einer Fahrerpause können wir einen genaueren Blick auf die Tiere werfen und sind schockiert: Majka ist hochgradig abgemagert, sie ist nur noch Haut und Knochen. Mehrere Stellen ihres Beckenbereiches sind ohne Fell und teilweise wund. Ihr Hinterteil ist stark verdreckt. Auch die anderen Kühe sehen leider nicht besser aus. Auch Kuh Aiva ist extrem dünn – ihre Rippen stehen hervor und ihre Flanken sind stark eingefallen. Ihr pralles Euter sieht entzündet aus – ob sie an einer Mastitis leidet? Bei Kuh Ingrida ist das rechte Horn in Richtung Kopf gewachsen und drückt in ihre Augenhöhle.

Wir sehen ausgemergelte, vernachlässigte und verschmutzte Kühe mit Hautabschürfungen am Becken. Ihre Euter sind zum Teil noch mit Milch gefüllt und gerötet. Wie es in der Haltung wohl zugehen muss, aus der diese Tiere stammen? Es darf nicht sein, dass die Tiere ausgebeutet werden und am Ende ihres kurzen „Produktionslebens“ so fertig und gebrechlich sind wie Majka und Aiva. Und dann werden sie sogar noch auf Langstrecke zum Schlachthof transportiert, ohne ihnen dabei so etwas Einfaches wie Einstreu zur Verfügung zu stellen. Für mindestens zwei Kühe ist auch die Deckenhöhe im Lkw zu niedrig.

Vor Ort versuchen wir so viel wie möglich zu dokumentieren, was nicht ganz einfach ist. Die Seitenöffnungen sind aufgrund der niedrigen Temperaturen fast geschlossen. In mühsamer Nacharbeit tragen wir alle Beweise zusammen und reichen bei den zuständigen Veterinärbehörden eine umfassende Beschwerde ein. Sie müssen endlich aktiv werden und solche Transporte konsequent ahnden oder gar nicht erst genehmigen. Außerdem fordern wir sie auf, die Herkunftsbetriebe der Tiere genau unter die Lupe zu nehmen. Auf EU-Ebene setzen wir uns im Zuge der laufenden Überarbeitung der Tierschutz-Transportverordnung weiter für ein Verbot von langen Tiertransporten ein – besonders von solch vulnerablen Tieren wie den aussortierten ‚Milch’kühen.

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