Bei 39 °C – Bullen, Kälber und Färsen leiden auf Tiertransport von Bulgarien bis nach Albanien

Tiertransport mit Rinder von Bulgarien nach Albanien: Ein Tier liegt erschöpft am Boden

Animals‘ Angels ist an der bulgarischen-griechischen Grenze und wartet auf Tiertransporte von Lämmern. Gegen 12.00 Uhr, bei bereits 39 °C, finden wir einen anderen Lkw – und darin offenbart sich uns ein erschreckendes Bild: Bullen, Färsen und Kälber aus Bulgarien stehen dicht gedrängt auf zwei Ebenen. Ohne jegliche Einstreu, in ihren eigenen Exkrementen. Über ein Wassersystem für Rinder verfügt der Lkw nicht; die Tränknippel sind für Schweine und Schafe ausgelegt. Zudem ist der Wassertank sowieso leer. Auch die Ventilatoren sind aus und laut Fahrer funktionslos.

Schnell entdecken wir drei aufeinander liegende Bullen. Aus eigener Kraft und wegen der Enge können die Tiere sich nicht mehr aus ihrer misslichen Lage befreien. Wir informieren umgehend die Fahrer. Wie lange Kim, Jonas und Lou in dieser Position bereits aushalten mussten, wissen wir nicht. Es ist unendlich traurig, sie so liegen zu sehen. Mit Rufen und Elektrotreibern zwingen die Fahrer sie schließlich aufzustehen, damit sie sich nicht gegenseitig erdrücken.

Aufgrund von Sprachbarrieren erhalten wir von den Fahrern keine eindeutigen Informationen über Abfahrts- und Zielort der Tiere. Doch das albanische Kennzeichen lässt uns befürchten, dass die Tiere noch einige Stunden Fahrt vor sich haben. Ein internationaler Langstrecken-Transport unter solch alarmierenden Zuständen hätte nicht genehmigt werden dürfen. Wir versuchen, über die Grenzpolizei eine Kontrolle und eine Entladung der Tiere zu veranlassen – leider erfolglos. Auch spätere Versuche scheitern, den Transporter über die zuständigen Behörden stoppen zu lassen. Ein funktionierendes Kontrollsystem und vor allem ein Blick auf die Tiere fehlen gänzlich.

Und somit setzt der Lkw ungehindert und völlig überladen, ohne Einstreu und Wasser, bei unerträglicher Hitze, seine Reise fort. Es ist unfassbar. Frustriert und ratlos folgen wir und halten jedes Mal, sobald der Lkw stoppt, um nach den Tieren zu sehen. Das nächste Leiden lässt leider nicht lange auf sich warten: Maxime liegt völlig entkräftet auf der Seite am Boden, während die anderen Tiere über ihm stehen und im Gerangel wiederholt auf ihn treten. Wieder informieren wir die Fahrer und es folgt dieselbe Prozedur wie bei Kim und Lou. Unser aller Herz ist schwer!

Die Tiere sind unruhig, erschöpft, gestresst und muhen konstant. Zudem scheinen die kleinen Kälbchen auf den oberen Decks noch sehr jung zu sein. Wir klettern den Lkw hoch; Jule schaut durch die Gitterstäbe und nuckelt an unseren Fingern. Kaum auf dieser Welt und schon solchen Qualen ausgesetzt.

Stunden später erreichen wir endlich die Grenze zu Albanien. Die für EU-Ausgangspunkte obligatorische Kontrolle der Tiere und Transportbedingungen findet nicht statt – da es hier schlichte keine Veterinärbehörde gibt. Lediglich auf albanischer Seite kontrolliert ein Tierarzt Einreisebestimmungen und Dokumente.

Während der Wartezeit finden wir erneut ein Kalb in sehr misslicher Lage: Nikita liegt eingeengt zwischen Wand und Artgenossen auf dem Rücken, ihre Beine schauen fast senkrecht nach oben. Sie atmet sehr schwer. Auch wenn wir nicht die gewünschte Entladung der Tiere erreichen konnten ist es die direkte Hilfe, die hier zählt und die so dringend vonnöten ist. Wer weiß, ob Nikita jemandem aufgefallen wäre. Mit viel Aufwand durch die Fahrer und mit letzter Anstrengung kann sie schließlich aufstehen. Wir hoffen, dass das Endziel naht. Um Mitternacht endet der Transport endlich – das Ziel ist ein Stall in Albanien.

Einmal mehr wird deutlich, dass das Wohl der Tiere in kleinster Weise zählt. Fakt ist, das Geschäft muss laufen – und ob Kim, Lou, Maxime, Nikita und die anderen 105 Individuen dabei Leiden, spielt keine Rolle. Wir haben bereits umfassende Beschwerden eingereicht, in der Hoffnung, dass sich ein solcher Fall nicht wiederholt.