Unser Team ist in Griechenland, um den Transport von Lämmern aus Rumänien bei hohen Temperaturen zu kontrollieren. Seit Jahren berichten wir über überladene LKWs mit Lämmern, die während des Transports, selbst in der sengenden Sommerhitze, keinen Zugang zu Wasser haben. Der Tierhandel kennt keinen Urlaub, so dass den Tieren auch bei Rekordtemperaturen keine Pause gegönnt wird.
In einigen wenigen Mitgliedstaaten werden Transporte bei extremen Witterungsbedingungen gelegentlich verboten, um den damit verbundenen massiven Gefahren für das Wohlbefinden und die Gesundheit der Tiere vorzubeugen. Wir hätten uns gewünscht, dass dies in Griechenland auch der Fall gewesen wäre. Das Land hat zwar tatsächlich den Transport von Schafen verboten, aber die Gründe dafür sind rein wirtschaftlicher Natur und haben wenig mit dem Wohlergehen der Tiere zu tun.
Mitte Juli ist in mehreren Regionen Griechenlands nämlich die Ziegenpest, auch Pest der Kleinen Wiederkäuer genannt, ausgebrochen. Dabei handelt es sich um eine hochansteckende Viruserkrankung, die für die infizierten Tiere in den meisten Fällen tödlich endet. Menschen können sich nicht anstecken. Als wir während unseres Einsatzes aus den Nachrichten von dem Ausbruch erfuhren, warteten wir bereits zwei Tage bei Temperaturen von bis zu 46°C an der Grenze auf die LKWs.
Es wird vermutet, dass die Seuche aus Rumänien, dem Hauptexporteur in die EU, eingeschleppt wurde. Um eine weitere Ausbreitung zu verhindern, wurden bereits abertausende Schafe, Lämmer und Ziegen getötet.
Die größte Sorge der griechischen Regierung gilt nicht etwa dem Leid, das den Tieren angetan wird, sondern den wirtschaftlichen Folgen für die Produktion von Feta-Käse, die diese Maßnahme mit sich ziehen könnte. Da die Krankheit direkt die Tierarten betrifft, die die Hauptquelle für die Milchproduktion dieses Käses darstellen, würde eine Verringerung des Tierbestands zu einer Verringerung der produzierten Milchmenge und damit letztendlich zu einer Verringerung der Produktion von Feta-Käse führen.
Traurig und verbittert stellen wir fest, dass beim Handel und Transport von Tieren offenbar nur die wirtschaftlichen Risiken ernst genommen werden. Uns hingegen bricht es das Herz, wenn wir an das unsäglichen Leid denken, das diese ansteckende Krankheit mit ihrer bedrohlichen Prognose verursacht. Anstatt die Seuche durch massenhaftes Töten zu bekämpfen, wäre es viel effektiver, präventive Maßnahmen zu ergreifen z. B. durch eine drastische Reduzierung der Tiertransporte, strengere Kontrollen an den Grenzen und eine verbesserte Überwachung der Tiergesundheit.