Während unseres Einsatzes werden wir auf einen Lkw aufmerksam. Schon von weitem hören wir die transportierten Tiere: nicht entwöhnte Kälber aus Irland auf dem Weg nach Italien. Es ist ein herzzerreißender Anblick: kleine Tierbabys, etwa 24 Tagen alt, auf den Lastwagen gepackt. Bei der Kontrolle des Fahrzeugs blicken wir in die Augen der erschöpften und hungrigen Kälber. Sie wissen nicht wie ihnen geschieht. Uns fällt Tommy auf. Er hat eingefallene Augen und muht ununterbrochen – ein deutliches Zeichen für Hunger und Dehydrierung. Lilly hingegen ist 45 Tage alt, hustet immer wieder und hat starken Augenausfluss. Sie leidet an einer akuten Lungenentzündung, einer häufigen Erkrankung dieser jungen Tiere, die durch verschiedene Faktoren im Zusammenhang mit Transporten verursacht wird. Vom Fahrer erhalten wir nur spärliche Informationen über die Tiere und insbesondere über die Fütterung. Daher beschließen wir, die Polizei zu alarmieren, um vor allem das Tränkesystem an Board zu überprüfen. Der Lkw wird in der prallen Sonne an der Autobahn angehalten. Die Polizisten haben offensichtlich keine Erfahrung mit der Kontrolle von Tiertransporten und wir dürfen während der Kontrolle nicht anwesend sein. Wir weisen sie explizit darauf hin auf jeden Fall das Fahrzeug in Hinblick auf die Tränken zu kontrollieren. Allzu oft werden nicht entwöhnte Kälber in Fahrzeugen transportiert, die nicht für die Milchfütterung ausgelegt sind, was gegen das Gesetz verstößt. Wir sind sprachlos, als wir nach zwanzig Minuten den Lastwagen vorbeifahren sehen – ohne die Polizei, was bedeutet, dass die Kontrolle bereits beendet ist. Offensichtlich wurde somit auch kein Amtstierarzt dazugerufen, um das Wohlergehen der Tiere zu überprüfen. In Gedanken sind wir noch lange bei den Tieren. Nicht entwöhnte Jungtiere tagelang im Lkw zu transportieren ohne sie mit Milch zu füttern ist verboten. Vielmehr ist es ein schockierendes Beispiel für die Grausamkeiten, denen die Tiere routinemäßig ausgesetzt sind, weil wirtschaftliche Erwägungen Vorrang vor dem Gesetz und gesundem Menschenverstand haben. EU-Bürger haben sich wiederholt gegen lange Transporte und insbesondere von nicht entwöhnten Tieren ausgesprochen. Wir werden weiter bei den Tieren sein und aufzeigen, dass das aktuelle Gesetz unter dem dies möglich ist, völlig unzureichend ist. Es bedarf dringender Änderung, damit diese Transporte endlich der Vergangenheit angehören.