Es ist Hochsommer und damit sehr heiß in Italien. Wir sind wieder unterwegs, beobachten den Verkehr und hoffen, tagsüber keine Tiertransporte zu sehen. Die Hitze macht uns schwer zu schaffen, unsere Klamotten sind vom Schwitzen völlig durchnässt. Es ist 18:30 Uhr und 28 °C Außentemperatur, als wir einen Lkw mit Schweinen entdecken. Wir nähern uns dem Fahrzeug und sprechen mit dem Fahrer. Die Tiere stammen ursprünglich aus Dänemark, wurden aber in Norditalien aufgezogen und sind nun auf dem Weg nach Neapel. Sie wurden offensichtlich am Nachmittag, zum heißesten Zeitpunkt des Tages verladen. Wir können sehen, wie die Schweine schnell atmen, ihre Bäuche bewegen sich schnell auf und ab. Oliver und Jens haben sogar den Mund offen und geben Speichel ab. Sie kühlen ihre Körpertemperatur – ähnlich wie Hunde – über das Hecheln, indem sie so viel frische Luft wie möglich einatmen und die Feuchtigkeit auf ihrer Zunge verdunsten lassen. Sie sind unruhig. In dem Innenraum des Lkw ist die Luft feucht und stickig. Vor uns breitet sich ein Meer aus rosafarbenen Körpern aus, deren hastiges Atmen wie ein unaufhörliches Wogen der Wellen in stetem Rhythmus pulsiert.
700 km weit sollen die Schweine unter diesen Bedingungen transportiert werden. Damit wird den wärmeempfindlichen Tieren, die bereits bei 23 °C – abhängig von der Höhe der Luftfeuchtigkeit – unter Hitzestress leiden können, sicherlich unnötiges Leiden zugefügt und verstößt somit gegen europäische Vorschriften. Aber niemand kontrolliert das, da fälschlicherweise angenommen wird, dass für sogenannte Kurzstreckentransporte keine Temperaturgrenzen gelten. Wir schätzen, dass diese Kurzstrecke etwa 10 Stunden dauern wird. Logistisch wäre es möglich, die Fahrt vollständig in den Nachtstunden durchzuführen, wenn die Temperaturen deutlich niedriger sind. Warum dies jedoch nicht geschieht, bleibt offen.
Unser einziger kleiner Trost ist, dass die Temperaturen in den nächsten Stunden leicht sinken werden und die Tiere zumindest etwas Erleichterung von der Hitze bekommen.
