Marokko: Unser Team ist zum ersten Mal auf dem Kamelmarkt in Guelmim

Kamelstute Maha auf dem Markt in Guelmim, Marokko

Die letzte Station unserer Camel Week ist in Marokko, auf dem Markt in Guelmim. Hier werden jede Woche Kamele zum Schlachten verkauft. Wir sind zum ersten Mal hier und wollen die Bedingungen für die Kamele vor Ort dokumentieren.

Der eigentliche Markttag ist immer samstags, dann werden auch Rinder, Schafe, Ziegen, Geflügel und Kaninchen verkauft. Die Kamele sind jedoch die ganze Woche über auf einem ummauerten Teil des Marktgeländes untergebracht. Sie können jederzeit, auch unter der Woche, gekauft werden. Zwar haben die Kamele viel Platz, aber keinen Schatten. Wasser steht ihnen frei zur Verfügung, leider lässt die Wasserqualität zu wünschen übrig. Morgens und abends werden sie von ihren Besitzern gefüttert. An den drei Tagen, an denen wir vor Ort sind, zählen wir jeweils etwa 80 Kamele, darunter vor allem Jungkamele und Kamelstuten. Meistens ist auch ein Kamelhengst darunter. Obwohl sie verschiedene Besitzer haben, leben die Tiere in einer großen Herde zusammen, auch der Hengst. Was uns positiv überrascht: Die Tiere sind nicht gehobelt! Die Beine der Kamele sind nicht zusammengebunden, die Tiere können normal laufen und sich bewegen, auch während des Markttrubels am Samstag. Das haben wir so bisher noch nicht auf Kamelmärkten gesehen. Gerade dort, wo es an Infrastruktur und geeigneten Unterbringungsmöglichkeiten für die Tiere mangelt, werden ihnen oft die Beine zusammen- oder sogar hochgebunden, um sie am Weglaufen zu hindern. Das ist hier auf dem Markt in Marokko glücklicherweise nicht der Fall.

Leider ändert sich das Bild schnell, wenn es um den Umgang mit den Tieren geht, vor allem beim Verladen: Wie so oft geht es auch hier brutal zu. Die Tiere werden an den Schwänzen gezogen und gewaltsam zu Boden geworfen, ihre Beine werden zusammengebunden und sie werden ohne Laderampe auf die ungeeigneten Ladeflächen der Pickups gezerrt. Die Kamele protestieren lautstark gegen diese schmerzhafte Prozedur. Doch ohne Erfolg. Bei einer Verladung dokumentieren wir, wie die drei Kamele Rayan, Tamil und Nizar auf einen viel zu kleinen Pick-Up gezerrt und geschleift werden. Das Fahrzeug hat ein viel zu niedriges Dach für die großen Tiere mit ihren langen Hälsen. So werden Nizar, Tamil und Rayan gefesselt, eingequetscht und ohne Kopffreiheit transportiert - nach Angaben des Fahrers zu einer Hochzeit, die 500 Kilometer weiter nördlich in Safi stattfindet. Für sie gibt es nichts zu feiern. Sie werden dort geschlachtet, um auf den Tellern der Hochzeitsgäste zu landen. 

Wir sind ernüchtert, erschöpft und traurig von all der Ungerechtigkeit und dem Tierleid, das uns während der Camel Week wieder begegnet ist. Aber wir werden nicht aufgeben und uns weiter für die Kamele einsetzen - bei Behörden und Verantwortlichen sowie in der Öffentlichkeit. Tierschutz muss endlich auch bei den Kamelen, den sogenannten ,Nutz’tieren der Zukunft, eine Rolle spielen. Lasst uns gemeinsam das Internationale Jahr des Kamels im Sinne der Tiere dafür nutzen!