Wir sind in Deutschland unterwegs und kontrollieren Tiertransporte. Dabei fällt uns ein Transport besonders auf: an Bord sind nicht-entwöhnte Kälber aus Irland geladen. Die etwa einen Monat alten Tierkinder sind noch auf Milchnahrung angewiesen. So jung und schon tausende Kilometer und mehrere Tage unterwegs. Ihr Ziel: Polen.
Wir sind erschüttert über die schlechte Planung und Organisation des Transportes. Es gibt nur einen Fahrer. Er erzählt uns, dass die Kälber mit einer irischen Transportfirma von Irland nach Frankreich transportiert wurden – per Ro-Ro-Fähre. Dort haben sie dann anscheinend eine Ruhe- und Versorgungspause bekommen, bevor er sie auf seinen LKW geladen hat. In Belgien hat er laut seiner Aussage noch einmal an einer Kontrollstelle für 24 Stunden gestoppt. Die Kälber sollen dort entladen und 2x gefüttert worden sein. Da wir den Transport erst in Deutschland finden, wissen wir nicht, was tatsächlich mit den Kälbern bis dahin passiert ist. Wir werden gründliche Nachforschungen anstellen und fordern entsprechend Akteneinsicht in die Transportpapiere.
Was wir aber wissen, ist, dass der Transport so niemals genehmigt werden hätte dürfen. Selbst der Transportabschnitt von Belgien nach Polen ist viel zu lang, als dass ein Fahrer allein diesen durchführen kann. Seine Lenkzeiten werden überschritten. Nach 9 (ausnahmsweise 10) Stunden muss er per Gesetz eine 9-stündige Pause einlegen, bevor er weiterfahren darf. Das haut mit den Transportzeiten für die Tiere aber nicht hin. Wie so oft dokumentieren wir auch in diesem Fall, dass sich der Transport für die Tiere unnötig lang, genau genommen um 9 Stunden, verzögert. Während dieser Zeit müssen die Kälber an Bord des LKW ausharren, erschöpft, hungrig und am Ende ihrer Kräfte.
Was erschwerend hinzu kommt: die Kälber können an Bord des LKW nicht versorgt werden. Es gibt keine passenden Tränken, sodass sie während des gesamten Transportes hungrig und durstig bleiben. Ihr Blöken ist herzzerreißend. Vielen der Tierkinder sieht man die Strapazen des langen Transportes deutlich an. Sie haben eingefallene Flanken und eingesunkene Augen, und manche leiden unter starkem Nasen- und Augenausfluss, Husten und Durchfall. Liams Gesicht ist ganz bedeckt mit den Ausscheidungen eines anderen Kalbes. Auch sind Liam und die anderen Kälber viel zu dicht geladen. Es gibt nicht genug Platz, als dass sich alle hinlegen können. Während Finn erschöpft und eingezwängt zwischen den anderen Kälbern liegt, hat Rory keinerlei Platz sich auszuruhen. Er muss über Finn und einem anderen Kalb stehen, wobei das Risiko besteht, dass er diese tritt bzw. auf sie trampelt.
Es ist erneut schockierend, dass nicht einmal die völlig unzureichenden EU-Gesetze eingehalten werden und diese jungen, vulnerablen Tierkinder zusätzlichen Leiden ausgesetzt werden – wie so oft überwiegen wirtschaftliche Interessen und der Tierschutz bleibt dabei auf der Strecke. Wir reichen umgehend Beschwerde bei den zuständigen Behörden ein.
Im Zuge der Revision der EU-Tierschutztransportverordnung fordern wir endlich ein Ende dieser grausamen, langen Transporte nicht-entwöhnter Tiere!
Unser Dossier zum Thema finden Sie hier.