Alma, Carmen, Laia und Vera sind vier von 18.800 jungen Hennen, die in Nordspanien geschlüpft sind. Etwa 16 Wochen alt, werden sie bald ihre ersten Eier legen. Doch statt im Norden Spaniens, sollen sie auf den Kanarischen Inseln in der Eierproduktion eingesetzt werden. Für die Tiere bedeutet das eine sehr lange und belastende Fahrt. Am Freitagabend beginnt der Transport. In Gruppen von jeweils zwölf werden die Hennen in Metallkäfige gepackt und auf zwei Lkw verladen. Schon jetzt ist klar: Einige werden die Fahrt nicht überleben. Doch wirtschaftlich lohnt sich der Transport trotzdem – durch staatliche Förderungen und Importsubventionen.
Zehn Stunden dauert die Fahrt bis zum Hafen von Cádiz. Dort herrschen sommerliche Temperaturen, die Fahrzeuge stehen stundenlang in der Sonne, während die Fähre „Villa de Tazacorte“ beladen wird. Am Nachmittag legt das Schiff ab – Ziel ist Las Palmas de Gran Canaria. Die Überfahrt über den Atlantik dauert rund 36 Stunden. Danach geht es weiter nach Teneriffa. Insgesamt sind die Tiere mehr als 50 Stunden allein auf dem Schiff.
In den Metallkäfigen können die Hennen kaum sitzen, geschweige denn sich bewegen. Ein Blick in die Käfige zeigt ein dichtes Knäuel aus Federn, Krallen und Schnäbeln. Nur vereinzelt blitzen Augen auf. Manche Tiere versuchen, durch die Gitter Luft zu bekommen – wie Alma und Laia, denen es gelingt, ihre Köpfe hinauszustrecken. Andere, darunter wohl Carmen und Vera, liegen reglos zwischen den Artgenossinnen.
Laut Gesetz müssen die Tiere während des Transports Zugang zu Wasser haben. Beide Lkw sind mit einem Tränkesystem ausgestattet, doch ein Blick in die Käfige macht deutlich: Es ist für die meisten Tiere unerreichbar. Auch Futter erhalten sie nicht.
Nach mehr als zwei Tagen auf See erreichen die Lkw den Zielort – eine moderne Stallanlage im Süden Teneriffas. Noch einmal vergehen Stunden, bis alle Käfige entladen sind. Der Zugang zum Stall wird uns vehement verweigert.
Ob Carmen und Vera noch leben bleibt ungewiss. Was aus Alma und Laia wird, liegt auf der Hand. Vermutlich werden sie die nächsten zwei Jahre in geschlossenen Ställen verbringen – ohne Sonnenlicht, ohne Auslauf, ohne Sandbäder, ohne frische Luft. Sobald ihre Legeleistung nachlässt, werden sie aussortiert und getötet. Und die nächsten Hennen müssen ihren Platz einnehmen.
Animals’ Angels hat den Transport dokumentiert. Der Fall steht exemplarisch für eine Praxis, bei der wirtschaftliche Interessen über das Leben und das Wohl der Tiere gestellt werden. Ein Huhn ist ein Individuum – und jedes Leben zählt. Wir wollen dafür sorgen, dass die Verantwortlichen für diesen Transport zur Rechenschaft gezogen werden. Doch das genügt nicht, der grausame Kreislauf der Tierausbeutung muss unterbrochen werden.










