Spanien: ‚Ausgediente Milchkühe’ auf den Tiermärten – sie sind die Leidtragenden der Milchproduktion

Ausgediente Milchkühe auf Tiermarkt in Spanien

Animals’ Angels ist mit der spanischen Tierschutzorganisation ANDA wieder auf den Tiermärkten in Nordspanien unterwegs. Vor vielen Jahren haben wir das erste Mal die großen Markthallen besucht, in denen vor allem Kälber und ‚ausgediente‘ ‚Milch’kühe gehandelt werden.

Am ersten Tag treffen wir morgens auf dem Marktgelände von Silleda ein. Wir werden freundlich von der Marktleitung begrüßt und herumgeführt. Der amtliche Tierarzt nimmt uns mit zur Inspektion der Tiere. Gemeinsam schauen wir uns jedes Tier genau an. Positiv fällt uns auf, dass die Tierärzte und auch das Marktpersonal bemüht sind die Bedingungen für die Tiere nach ihren Möglichkeiten erträglicher zu machen.

Aber leider sehen wir immer noch viele Kühe in einem erbärmlichen Zustand – ausgezehrt, erschöpft und mit Schmerzen. Und wieder einmal wird uns bewusst, wer den Preis der Milchproduktion zahlt. Es sind Kühe wie Yesenia. Angebunden mit einer Eisenkette um den Hals steht sie da – mit hängendem Kopf und ausdruckslosen Augen. Sie ist so mager, dass ihre Wirbelsäule und ihr Becken deutlich herausstehen. An Beinen, Bauch und Euter ist ihr Fell mit Matsch und Exkrementen verkrustet. Ihr Rücken ist aufgewölbt – ein Zeichen, dass sie starke Schmerzen in den Gliedmaßen hat. Trotzdem ist ihr Euter prall gefüllt und es tropft noch Milch aus den Zitzen. Ihr auf Hochleistung gezüchteter Körper gibt seine letzten Reserven für die Milchproduktion her.

Der Tierarzt erkennt ihre Verfassung und nimmt sie aus dem Auktionslot. Sie darf nur noch zum nächstgelegenen Schlachthof transportiert werden. Das erspart ihr wenigstens einen langen Transport. Ein schwacher Trost. Yesenia muss trotzdem bis zum Ende des Markttages warten.

Am nächsten Tag sind wir auf dem Markt von Santiago de Compostela. Leider schauen hier die Tierärzte nicht so genau hin. Die junge Kuh Isabella ist sehr dünn und kann ihr rechtes Hinterbein nicht mehr belasten. Sie hätte gar nicht erst zum Markt transportiert werden dürfen. Aber auch sie steht weiterhin zum Verkauf.

Yesenia und Isabella sind nur zwei Beispiele für ‚ausgediente‘ ‚Milch’kühe, deren Leiden auf den Märkten jede Woche verlängert wird. Das zu beenden ist unser Ziel. Wir setzen uns dafür ein, dass diese Tiere nicht weiter auf den Märkten Nordspaniens gehandelt werden dürfen. In unseren Berichten dokumentieren wir die Einzelschicksale der Kühe, aber auch die Missstände in der Infrastruktur und zeigen auf, wie die Situation für die Tiere auf den Märkten erträglicher gestaltet werden kann.

Zudem haben wir Nachkontrollen in Rinderhaltungen durchgeführt, die wir aus 2018 und 2019 kennen – schließlich kommen die Kühe nicht ohne Grund in solch schlimmen Zuständen auf den Märkten an. In einer Haltung haben unsere Anzeigen Wirkung gezeigt. In zwei anderen Betrieben mussten wir leider nach wie vor unhaltbare Bedingungen feststellen.

Wir informieren erneut die zuständigen Behörden und fordern sie zum entschiedenen Handeln auf. Eins ist sicher: Wir werden wiederkommen und für jedes einzelne Tier kämpfen.

Weitere Einsätze und Neuigkeiten