Spanien: Ausgemergelte ‚Milch‘kühe auf dem Tiermarkt in Santiago de Compostela

Milchkuh auf dem Tiermarkt in Santiago, Spanien

Wir sind in Santiago de Compostela, einer weiteren Station auf unserer „Pilgerreise“ für die Tiere als Animals‘ Angels. Etwa 1000 Kälber und bis zu 400 Kühe werden hier auf dem Tiermarkt wöchentlich verkauft. Viele der für die Schlachtung aussortierten ‚Milch’kühe, die sich in einem schlimmen Zustand befinden, sehen wir in der hinteren Ecke der Markthalle: Sie sind lahm, stark abgemagert, haben zu lange Klauen – und Schmerzen im Gesicht. Lauretta hat, wie ein paar andere Kühe, einen gekrümmten Rücken, da sie unter den Schmerzen kaum noch laufen kann.

Es ist ein Skandal, dass sie hier auf dem Markt sind und von den Veterinären als transportfähig deklariert werden. Denn bei einigen ist es überdeutlich zu sehen, dass sie nicht transportfähig sind. Lauretta und ihre Gefährtinnen dürften laut EU-Transportverordnung gar nicht zum Markt hingefahren und wieder wegefahren werden, da jeder Transport in diesem Zustand für sie größeres Leiden bedeutet.

Völlig abgemagert gehen diese armen, aussortierten und förmlich ausgepressten ‚Milch‘kühe von hier aus meist direkt zum Schlachter. Anstatt dass sie nach ihrem „Arbeitsleben“ als milchgebende Kühe eine Form von Rente bekommen, wird nach ihrer „Entlassung“ sogar noch an ihnen bzw. ihren Körpern verdient, indem sie zur Schlachtung verkauft werden. Also anstatt einer kuhgerechten Form von Rente als Anerkennung für ihre Leistung zu zahlen, wird noch einmal Profit mit ihnen bzw. aus ihnen gemacht.

Allerdings gibt es seit unserem letzten Besuch auf dem Markt in Santiago auch Verbesserungen: Es gibt mittlerweile Wassertränken – von denen aber eine kaputt ist. Bei unserem letzten Besuch im Jahr 2021 hatten viele Tiere trotzdem keinen Zugang zu Wasser, da sie entweder so kurz angebunden waren, dass sie diese nicht erreichen konnten, oder da die Boxen so unterteilt waren, dass die Tiere in diesen Unterteilungen wieder nicht an die Tränken kamen. Dieses Mal haben die Händler darauf besser Rücksicht genommen und die Marktleitung hat mittlerweile auch Hinweisschilder für den verpflichtenden Zugang zu Wasser während des Marktes angebracht. Insgesamt stellen wir auch fest, dass etwas weniger Tiere auf dem Markt verkauft werden.

Gegen Mittag, als schon viele Tiere verkauft sind, haben einige Kühe ein prall gefülltes Euter, in dem der Milchdruck so stark ist, dass die Milch aus den Zitzen tropft. Sie müssten gemolken werden, denn dieser Druck kann schmerzhaft sein und zu Euterentzündungen führen.

Seit vielen Jahren kontrollieren wir gemeinsam mit der spanischen Tierschutzorganisation ANDA den Markt in Santiago, haben unzählige Beschwerden und Gespräche geführt, um Verbesserungen für die Tiere zu bewirken. Deshalb ist es umso bitterer, dass hier nach wie vor völlig ausgemergelte ‚aussortierte‘ Kühe landen. Auf anderen Märkten im Nordwesten Spaniens wurden auf unseren Druck hin Verbesserungen eingeführt und das Verständnis für Tierschutzbelange hat sich deutlich verbessert, doch leider nicht so in Santiago.

Wir geben nicht auf und werden erneut Beschwerde einreichen. Einige der ‚Milch’kühe hätten überhaupt nicht auf den Tiermarkt gebracht werden dürfen und die Amtsveterinäre am Markt hätten sie erst recht nicht für transportfähig erklären dürfen. Es wäre schon eine minimale und trotzdem so wichtige Hilfe für die Tiere, wenn die derzeit gültige Transportverordnung endlich ernst genommen und umgesetzt werden würde.