Spanien: Die Tiere verdienen Respekt – wir kämpfen gegen die Missstände auf dem Pferdemarkt in Santiago

Pferdemarkt Santiago, Spanien

Animals´ Angels ist auf dem jährlichen Pferdemarkt von Santiago de Compostela, um sich getreu unserem Motto „Wir sind bei den Tieren“ ein Bild über die aktuellen Verhältnisse zu verschaffen. In Santiago werden einmal im Jahr Pferde, Ponys, Esel und Mulis aus der Region verkauft und zur Schau gestellt – von Shetlandponys bis hin zu großen Kaltblütern, ‚Sport- und Freizeit’pferden und auch ‚Schlacht’pferden. Für die Menschen in der Umgebung ist das ein großes Event und beliebtes Ziel für Familienausflüge. Die Tiere erleben diesen Tag leider etwas anders.

Insgesamt befinden sich die Pferde in einem relativ guten physischen Zustand und die meisten von ihnen machen einen gesunden Eindruck. Doch leider endet damit auch schon die Liste der „positiv“ zu bewertenden Elemente. Denn die Tiere stehen über einen viel zu langen Zeitraum hinweg kurz angebunden oder teilweise eng eingepfercht auf dem Markt und sind sichtlich gestresst und nervös in der neuen, unbekannten und lauten Umgebung. Das Imponiergehabe einiger Hengste, die viel zu nah an Stuten oder anderen Hengsten stehen, ist teilweise so stark, dass manche Tiere sich durch die mangelnde Bewegungsfreiheit zu verletzen drohen. Ihre Körper sind trotz moderater Außentemperaturen zum Teil schweißbedeckt und ihre Augen weit aufgerissen. Schockierend ist außerdem die Anwesenheit viel zu junger Fohlen – unter für sie extremen Stressbedingungen müssen sie neben ihren Müttern völlig erschöpft den Markttag über verweilen. Dazu kommt, dass viele Pferde den ganzen Tag über keinen Zugang zu Wasser haben, was zu Dehydrierung und gesundheitlichen Problemen führen kann.

Besonders tragisch ist das Schicksal von Ignacio, einem nicht-zugerittenen, jungen Pferd. Er wird in einer der Boxen auf engem Raum mit anderen Pferden zum Verkauf angeboten – um zunächst gemästet und später geschlachtet zu werden. Im Augenblick des Verladens stürzt er in all der Hektik zu Boden, weil die Pferde mit Stöcken und Geschrei von der Box auf den Transporter getrieben werden.

Zwar sehen wir heute, dass die Tierärzte regelmäßig durch die Pferdereihen gehen und die Tiere kontrollieren – und in einem Fall bekommen wir auch mit, dass sie eingreifen: Der alte Wallach Pedro hat ein geschwollenes, entzündetes Auge. Der Händler erzählt uns, dass Pedro von einem Pferd neben ihm gebissen wurde, weil sie zu nah nebeneinander angebunden standen. Die Tierärzte haben daraufhin angeordnet, dass Pedro zunächst wieder im Hänger untergebracht werden soll, um sich ein bisschen von dem Marktstress zu erholen. Auf den Markt wurde Pedro gebracht, um an den Schlachter verkauft zu werden – er sei zu alt, um weiterhin als ‚Arbeits’pferd zu dienen. Einfach aussortiert, wie so manche Pferde hier auf dem Markt. Im Fall von Marta, einer Stute, die ebenfalls zum Schlachten verkauft wird und deren Hinterbein auffallend stark geschwollen ist, weisen wir die Tierärzte wiederholt auf ihren Zustand hin – Handlungsbedarf sehen sie hier scheinbar nicht, denn die Stute könne ja alle vier Beine belasten und sei damit transportfähig.

Genauso unverständlich ist, dass die Tierärzte bei den Verladungen der Pferde weder anwesend sind noch auf die Einhaltung der Transportvorschriften hinweisen. Viele nicht-zugerittene junge Pferde stehen in Abteilen mit bis zu 9 Tieren – das Gesetz erlaubt maximal 4 Pferde pro Abteil. Bei einem französischen Transporter trauen wir unseren Augen nicht: Es werden ‚Freizeit’pferde verladen, die in der Bretagne an Privatpersonen weiterverkauft werden sollen. Die Pferde werden versetzt nebeneinander auf dem Hänger angebunden und stehen dicht gedrängt ohne Trennwände. Für solche langen Transporte schreibt das Gesetz jedoch vor, dass jedes Pferd in einer Einzelbox stehen muss. Wir beobachten hier jedoch, dass sogar Großpferde zusammen und ohne Abtrennung mit zwei kleinen Shetlandponys verladen werden, was während des Transportes zu verheerenden Verletzungen führen kann.

Auch wenn der Pferdemarkt nur einmal jährlich stattfindet – die Situation verdeutlicht einmal mehr die dringende Notwendigkeit, den Tierschutz und die Einhaltung der gesetzlichen Mindestanforderungen auf dem Tiermarkt in Santiago endlich umzusetzen. Maßnahmen wie ausreichende Versorgung mit Wasser und strenge Kontrollen der Transportbedingungen sind erforderlich, um das Leiden der Tiere zu minimieren und ihre Gesundheit zu schützen. Wir setzen weiterhin alles daran, auf diese Missstände aufmerksam zu machen und die nötigen Änderungen herbeizuführen, damit den Tieren in Zukunft der Respekt entgegengebracht wird, der ihnen gebührt.