Spanien: Rinderauktion in Silleda - Ein leidvoller Zwischenstopp

Ausgediente Milchkuh auf der Rinderauktion in Silleda

Animals’ Angels ist auf der wöchentlichen Rinderauktion in Silleda in Galizien, die jeden Dienstag stattfindet. Die Tiere werden jedoch bereits am Montagnachmittag bis spät in die Nacht auf das Marktgelände gebracht. Vor Ort gibt es zwei Hallen: eine für die Kälber und eine für die ausgedienten ,Milch'kühe und ,Mast'bullen. Zwei Tierärzte überwachen den Abladevorgang – eine Regelung, die erst vor kurzem eingeführt wurde – und kontrollieren den Gesundheitszustand der Rinder. Tiere, die Anzeichen von Transportunfähigkeit zeigen oder sich in einem allgemein schlechten Zustand befinden, werden zunächst notiert. Am nächsten Morgen werden sie von einem anderen Tierarzt erneut untersucht. Dieser entscheidet dann, ob die Tiere aufgrund ihres Zustandes vom Markt zurück zum Herkunftsbetrieb gebracht werden müssen, sie zu einem nah gelegenen Schlachthof transportiert werden sollen, oder ob eine Euthanasie noch vor Ort notwendig ist, um weiteres Leiden zu verhindern. 
Am Abend des 19.08.2024 machen wir den Tierarzt auf zwei Kühe aufmerksam, die sich in einem erbärmlichen Zustand befinden. Er gibt zwar an, sie bereits vermerkt zu haben, und tatsächlich stellen wir bei unserer Rückkehr am nächsten Morgen fest, dass die Tiere den Markt frühzeitig verlassen haben, dennoch erscheint diese Maßnahme in Anbetracht des offensichtlichen Leidens der Tiere unzureichend. Es ist wichtig, darauf aufmerksam zu machen, dass der Stress, dem die Tiere während des Marktes ausgesetzt sind, immens ist. Sie stehen oft kurz angebunden mehr als 24 Stunden auf hartem Boden, der nur spärlich mit Einstreu bedeckt ist. Tränken sind zwar vorhanden, aber kein Futter – was nicht gegen die EU-Vorschrift verstößt, die lediglich vorschreibt, dass Säugetiere bei Transporten – zu denen ihr Aufenthalt auf dem Markt zählt – mindestens alle 24 Stunden gefüttert und getränkt werden müssen. 

Ein weiteres Problem zeigt sich in der Halle, in der die Kälber untergebracht sind. Diese dürfen bereits im Alter von nur 15 Tagen auf den Markt gebracht werden, vorausgesetzt, ihr Nabel ist verheilt. Ernüchtert stellen wir fest, dass dies bei einigen Kälbern nicht mal der Fall ist. Der Tierarzt berichtet, dass er sich seit Jahren dafür einsetzt, das Mindestalter der Kälber für die Zulassung zum Markt auf 30 Tage anzuheben. Aber selbst wenn es zu einer solchen Regelung kommen sollte, gäbe es nach wie vor ein Schlupfloch:
Die Bauern können die Geburtsdokumente der Tiere selbst ausfüllen und damit das Datum leicht manipulieren.
Erschreckend ist auch, dass die Kälber auf dem Markt nur dann Milch bekommen, wenn der Besitzer diese bereitstellt – was laut Tierarzt nur selten der Fall ist. Ansonsten stehen ihnen nur Wassertränken zur Verfügung, die aber weder altersgerecht sind noch die notwendige Nahrung für die jungen Tiere bieten. So bleiben die Kälber oft bis zu 24 Stunden oder länger ohne Flüssigkeit. Die EU-Verordnung sieht für den Zeitraum des Transportes von nicht abgesetzten Kälbern lediglich vor, dass die Tiere nach 9 Stunden gefüttert werden müssen, wenn dies als notwendig erachtet wird – eine Regelung, die angesichts des jungen Alters dieser Tiere fast zynisch erscheint.

Unsere Beobachtungen auf der Rinderauktion in Silleda zeigen, dass es in den letzten Jahren deutliche Verbesserungen gegeben hat, da wir sehr viel weniger lahme und schwache Tiere vorgefunden haben. Dennoch sind Auktionen wie diese nach wie vor mit enormem Stress und Leid für die Rinder verbunden und es ist offensichtlich, dass die EU-Verordnung 1/2005 die Tiere nicht ausreichend davor schützt.