Unser Team von Animals’ Angels ist wieder einmal auf dem Tiermarkt in Santiago de Compostela, Galizien – ein Ort, den wir seit Jahren regelmäßig besuchen, in der Absicht, Verbesserungen zu erzielen. Doch trotz unserer kontinuierlichen Bemühungen hat sich bisher wenig verändert. Jeden Mittwoch werden hier ausgediente ,Milch‘kühe, ,Mast‘bullen und Kälber zum Verkauf angeboten. Es ist 3:00 Uhr morgens, als wir beobachten, wie die Tiere auf das Marktgelände gebracht werden. Zu dieser frühen Stunde sind keine Tierärzte vor Ort, um den Zustand der Tiere zu überprüfen; sie kommen erst um 6:00 Uhr. Wir sind schockiert über die Vielzahl der Tiere, die in einem derart miserablen Zustand sind, dass sie niemals auf den Markt hätten gebracht werden dürfen und schon gar nicht weitere 12 Stunden oder mehr auf diesem verweilen sollten, um danach für ungewisse Zeit zu einem Betrieb oder Schlachthof transportiert zu werden.
Eine dieser Kühe ist Maribel. Gleich nach ihrer Ankunft legt sie sich auf den spärlich eingestreuten Boden. Sie ist offensichtlich krank und erschöpft, ihre Augen sind trübe. Wir beobachten, wie sie den Kopf auf den harten Boden sinken lässt – ein Anblick, der uns das Herz zerreißt.
Wir verlassen den Markt für einige Stunden und kehren am frühen Vormittag zurück. Als wir erneut nach Maribel schauen, stellen wir fest, dass es ihr nach wie vor sehr schlecht geht. Sofort suchen wir den zuständigen Amtstierarzt auf und bitten ihn dringend, sich um Maribel zu kümmern. In ihrem Zustand wäre es unverantwortlich, sie weiter zu transportieren – sie müsste sofort auf dem Markt eingeschläfert werden. Ein Transport wäre für sie schlichtweg qualvoll und unmenschlich.
Der Tierarzt berät sich mit einem Kollegen und spricht mit den Männern, die beabsichtigen, die Gruppe Kühe, zu der auch Maribel gehört, zu kaufen. Diese Männer sind uns nicht unbekannt. Bereits im letzten Jahr haben wir sie auf dem Markt gesehen, wie sie die schwächsten und bedauernswertesten Tiere aufkauften. Wir vermuten, dass sie sie zu einem „guten“ Preis an einen Schlachthof außerhalb von Galizien verkaufen. Die Fahrt dorthin dauert viele Stunden – Stunden, die Maribel in ihrem Zustand niemals zugemutet werden dürften.
Doch statt schnell zu handeln, vergeht wertvolle Zeit. Es wird diskutiert, gestikuliert und gestritten, während Maribel weiter leidet. Die Möglichkeit, sie auf dem Markt einzuschläfern, stößt auf Widerstand, da dies zusätzliche Kosten und Aufwand bedeuten würde. Der leblose Körper müsste separat abtransportiert werden – ein Umstand, den alle Beteiligten um jeden Preis vermeiden wollen.
Einer der Männer, wütend über unsere ungefragte Intervention, kommt schließlich auf uns zu und schreit uns an. Jegliche Versuche, ein ruhiges Gespräch zu führen und das Wohl der Tiere in den Vordergrund zu stellen, prallen an ihm ab. Unsere Worte verhallen ungehört in der großen Markthalle, gefangen in der Sturheit und Ignoranz unseres Gegenübers.
Es ist eine der größten Herausforderungen unserer Arbeit, einen Dialog mit den Menschen herzustellen, deren Handeln wir im Interesse der Tiere ändern möchten. Heute gelingt es uns nicht. Wir müssen hilflos zusehen, wie Maribel und die anderen Kühe auf einen Transporter getrieben und vom Marktgelände weggebracht werden.
Wir wenden uns an die Marktdirektorin und drängen darauf, ein Treffen mit den Verantwortlichen zu arrangieren. Die Zustände auf diesem Markt sind untragbar, und es muss endlich etwas geschehen, um das Leid der Tiere zu beenden. Solange hier keine ernsthaften Veränderungen eintreten, bleibt unser Einsatz unermüdlich – im Namen der Tiere wie Maribel, die mehr verdienen als ein Leben in Schmerz und Leid.