Trotz über 35 °C: Tiertransport mit teilweise blockierten Tränken bringt Schweine von Spanien nach Italien

Schweine bei Hitze in einem Tiertransport von Spanien nach Italien

Auch am letzten Freitag erreichen die Temperaturen auf der Strecke von Spanien nach Italien die 35 °C-Marke. Wir begleiten einen Tiertransport mit spanischen Schweinen, die zu einem Schlachthof nach Süditalien transportiert werden. Die Tiere auf dem zweiten Deck des Fahrzeugs können nicht trinken, weil die Tränken durch die Lüftungsstreben blockiert sind. Wir entscheiden deshalb, die Polizei zu alarmieren.

Doch wir müssen warten, bis es Abend und kühler wird. Bei dieser Hitze können wir nicht riskieren, dass der Transport für längere Zeit angehalten wird, denn die Kontrollen können Stunden dauern. Inzwischen erreicht der Transport Südostfrankreich. Doch die Polizei kommt nicht. Alle Versuche, die französischen Beamten einzuschalten, scheitern. Sobald der Transport über die Grenze fährt, versuchen wir es in Italien, doch auch hier hat der Tourismus Priorität, es sind keine Beamten abkömmlich.

Der Transport fährt ungehindert weiter Richtung Süden. In der Nähe von Rom werden die Tiere schließlich abgeladen. Einerseits gut, denn so können sie zumindest alle mit Wasser versorgt werden. Anderseits hält sich der Transporteur auch hier nicht an die Vorschriften: Statt der vorgeschriebenen 24 Stunden werden den Schweinen gerade mal 10 Stunden Pause gegönnt. Dieser Transitstall ist bekannt dafür, mittels eines Tricks die gesetzlichen Vorschriften zu umgehen. Wir versuchen erneut die Polizei einzuschalten, doch von Rom bis südlich von Neapel sind wieder keine Beamten verfügbar. Den Schweinen geht es nicht gut. Sie hecheln stark und viele haben Schaum ums Maul. Der ältere Fahrer ist aggressiv, er droht uns mit einem Holzprügel, versucht mehrfach uns abzuhängen und nimmt sogar Umwege auf sich, um uns loszuwerden. Schließlich kommt der Transport in einem Schlachthof am Absatz der italienischen Stiefelspitze an.

Bei der EU-Agrarministerkonferenz vor wenigen Tagen war das Thema Tiertransporte ausführlich diskutiert worden. EU-Kommissar Andriukaitis richtete deutliche Worte an die EU-Staaten, die gesetzlichen Temperaturvorgaben zu respektieren und keine Transporte bei Temperaturen über 30 °C abzufertigen. Verschiedene Ministerien, darunter auch Spanien, Italien und Frankreich hatten entsprechende Kommunikationen veröffentlicht und spezielle Maßnahmen angekündigt. Doch erneut müssen wir feststellen, dass Theorie und Praxis weit auseinanderklaffen.

Während alle Nachrichtensender in Italien von ‚afrikanischer Hitze‘ sprechen, fahren die Tiertransporte weiter. Sie werden trotz der Hitze abgefertigt. Dabei werden alle Tricks angewendet, um die Vorschriften zu umgehen – und es wird nicht einmal sichergestellt, dass die Tiere unterwegs trinken können.

Die Polizei hat andere Prioritäten und oft nicht die Möglichkeit einzugreifen. Wir müssen ‚unsere‘ Schweine in das Schlachthaus fahren lassen und verabschieden uns schweren Herzens von Pedro, Ernest, Ivan, Ruben, Hector und ihren Leidensgenossen. Wir sind erschöpft, traurig und wütend. Jetzt bleibt uns nur noch Beschwerden an alle beteiligten Parteien und Behörden zu schicken und die Medien einzuschalten.

Wir geben nicht auf. In diesen Tagen mussten wir feststellen, dass die Transporteure uns mehr fürchten, als die zuständigen Behörden. Wir sehen das nicht als Erfolg für uns, sondern als weiteren Beweis, dass das System und die Umsetzung der Tierschutzvorschriften nicht funktionieren.