Exporttransporte sind unverantwortlich!

Extreme Distanzen über tausende Kilometer. Tage- und wochenlang unterwegs. Die Tiere leiden dabei auf den Transporten unter Hunger und Durst, Enge und Erschöpfung. In den Zielländern außerhalb der EU stehen sie einer ungewissen Zukunft gegenüber. In diesem gnadenlosen Geschäft zählen die Tierindividuen nicht; der Tierschutz spielt keine Rolle.

Die Ostroute – Tiertransporte via Russland nach Turkmenistan und Usbekistan

In der aktuellen ARD-Reportage „Story im Ersten: Tiertransporte gnadenlos“ wird unter anderem über unsere Einsätze zu Tiertransporten nach Zentralasien berichtet. Im Februar 2020 sind wir hierzu mit dem Journalisten Edgar Verheyen auf der Ostroute unterwegs. In Kasachstan und Usbekistan begleiten wir einen Transport mit deutschen Rindern. Die schwangeren Tiere werden nach Turkmenistan exportiert. Über drei Tage sind sie ununterbrochen an Bord der Fahrzeuge. Die Rinder haben Hunger und Durst. Die Decke ist zu niedrig und die Ladedichte zu hoch: Die Tiere können sich nicht alle gleichzeitig hinlegen.

Ebenfalls im Februar 2020: Zwei Transporte mit schwangeren Rindern aus den Niederlanden fahren nach Usbekistan. Wir begleiten sie von Kasachstan aus bis zum usbekischen Zielort. Die Temperaturaufzeichnungen der Lkw zeigen: Im Inneren der Fahrzeuge sind es zwischenzeitlich -14 °C! Das sind 19 °C unter der erlaubten Mindest-Temperatur!

Solche Verstöße gegen das Gesetz sind kein Einzelfall. Bereits im Februar 2019 begleiten wir Tiertransporte auf dieser Route. Wir dokumentieren wie deutsche Rinder nach Usbekistan transportiert werden. Mehr als fünf Tage harren die trächtigen Tiere auf den Fahrzeugen aus. Auch dank unserer Recherche werden die Exporte in Deutschland heiß diskutiert. Einige Bundesländer sprechen im Frühjahr 2019 Export-Verbote aus.

Rechtskonforme Exporttransporte von Tieren nach Zentralasien? – Nicht möglich.

Die Vorschriften der EU-Tierschutztransport-Verordnung gelten auch bei Exporten in Drittländer. Das heißt z.B., dass die Ruhe- und Versorgungspausen auch auf dem Weg nach Turkmenistan und Usbekistan eingehalten werden müssen. In der Praxis ist das auf der Ostroute jedoch nicht möglich. Im April und Mai 2020 wird dies auch offiziell aus Russland bestätigt: Derzeit gibt es höchstens eine Versorgungsstation im ganzen Land.

Die Organisatoren und Transporteure haben die Veterinärämter über Jahre belogen. Sie geben an, ihre Tiere an Stationen abzuladen, die es nicht gibt oder dafür ungeeignet sind. Die zuständigen Veterinärbehörden haben das nie ausreichend kontrolliert.

Unsere Forderung: ein sofortiges Export-Verbot

Unsere Recherchen zeigen: Exporte von Tieren in Drittländer verstoßen regelmäßig gegen geltendes EU-Recht. Die Tiere leiden oft enorm auf diesen Transporten. Unsere Forderung lautet daher: Europaweit müssen die Exporte in Drittländer sofort verboten werden. Deutschland kann und muss während der deutschen EU-Ratspräsidentschaft ein deutliches Zeichen für den Tierschutz setzen!

Erste Erfolge:

Ende Mai 2020 reagieren die Niederlande als erstes EU-Mitgliedsland u.a. auf die von uns angestoßene Diskussion über Exporttransporte. Es werden keine Exporte mehr zugelassen, wenn außerhalb der EU eine 24-stündige Pause für die Tiere nötig wäre. Davon betroffen sind auch die Tiertransporte nach Turkmenistan oder Usbekistan.

Im Juni 2020 wird erstmals überhaupt vom EU-Parlament mehrheitlich für einen Untersuchungsausschuss zum Thema Tiertransporte gestimmt. Dieser soll unter anderem die Frage klären, ob die EU-Kommission und Mitgliedsstaaten versäumt haben, entsprechend auf die systematischen Tierschutzverstöße beim Transport zu reagieren.

Was passiert mit den Tieren in den Zielländern außerhalb der EU?

Deutschland „schmückt“ sich immer damit, dass es doch „nur“ ‚Zucht’tiere in Nicht-EU-Länder, wie z.B. Marokko, exportiert. Doch was dabei nicht erwähnt wird: auch diese Tiere werden unter katastrophalen und tierquälerischen Bedingungen verkauft, transportiert und geschlachtet, wie unsere Recherchen vor Ort belegen.

Lesen Sie hier über unsere aktuelle Recherche zu ‚Milch’kühen aus der EU, die wir unter katastrophalen Bedingungen auf lokalen Märkten in Marokko wiedergefunden haben. Auch hier begleitete uns der Journalist Edgar Verheyen.

Das können Sie gegen Tiertransporte tun

Unser Einsatz gegen Tier-Exporte bringt aktuell Erfolge. Damit sich nachhaltig etwas für die Tiere tut, brauchen wir jetzt Ihre Unterstützung. Werden Sie jetzt Förderer und helfen Sie damit unsere Einsätze bei den Tieren auf Dauer zu sichern. Vielen Dank!

Projektleitung:
Helena Bauer


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