Australien: Eine ‚Nutz’tierindustrie mit gigantischen Ausmaßen

Australien zählt weltweit zu den größten ‚Erzeugern‘ und Exporteuren von ‚Nutz’tieren. Über 20 Millionen Tiere werden jährlich über die zahlreichen Saleyards und Tiermärkte im Land transportiert. Auf den größten Anlagen werden dabei pro Markttag über 50.000 Schafe oder rund 5.000 Rinder verkauft. An erster Stelle steht hier der Profit, während die Tiere zu bloßen ‚Waren‘ herabgesetzt werden. Mit unserer Arbeit vor Ort wollen wir langfristig einen respektvolleren Umgang mit den Tieren erreichen. 

Die australische ‚Nutz’tierindustrie

Jährlich fristen über Millionen Schweine und Hühner ihr Dasein in riesigen, geschlossenen Ställen. Die 26 Millionen Rinde und über 71 Millionen Schafe des Landes werden zwar überwiegend auf Weideflächen gehalten. Aber auch diese Haltungsform birgt Probleme: Jährlich sterben rund 15 Millionen Lämmer innerhalb der ersten 48 Lebensstunden und viele erkrankte, verletzte oder sterbende Tiere bleiben schlicht unentdeckt und sich selbst überlassen. Allesamt erwartet sie am Ende ein ähnliches Schicksal – der Transport zu einem Schlachthaus. Dorthin gelangen vor allem Rinder und Schafe über große Auktionsmärkte, die sogenannten Saleyards, die es überall im Land gibt.

Saleyards und Märkte

Über 150 Saleyards gibt es in ganz Australien. Hauptsächlich werden hier Rinder und Schafe, aber auch Schweine, Pferde und Ziegen verkauft: Über 4 Millionen Rinder und 16 Millionen Schafe wurden im letzten Jahr zu und von diesen Saleyards transportiert.

Animals’ Angels ist die einzige Tierschutzorganisation, die auf den kommerziellen Tiermärkten in Australien unterwegs ist, und erfährt dabei inzwischen breite Akzeptanz. Oft in Begleitung unabhängiger Tierärzte sind wir über Stunden vor Ort und gehen Pferch um Pferch ab, um nach Möglichkeit jedes Tier in Augenschein zu nehmen – angesichts der Größendimensionen der Märkte eine oft kaum zu meisternde Aufgabe.

Die Anlagen sind entweder in Privat- oder staatlichem Besitz, aber alle müssen sie sich an Tierschutzgesetze halten. Ohne obligatorische Kontrollen durch offizielle Inspekteure ist das Wohlergehen der Tiere jedoch vom Interesse und der Bereitschaft der Akteure vor Ort abhängig. Wenn etwa die Betreiber der Saleyards keinen Wert darauf legen, alle ankommenden Tiere auf ihren Gesundheitszustand zu kontrollieren, ist in der Regel auch niemand vor Ort, der solche Tiere identifiziert und behandelt oder nottöten lässt.

Was wir bisher in Australien erreicht haben

Tierschutz ist ein Thema: Erst durch die Arbeit von Animals‘ Angels wird dem Schutz und Wohlergehen der Tiere auf den Saleyards und Märkten Beachtung geschenkt.

Leitlinien für Saleyards: Von 2012 bis 2015 war Animals‘ Angels Mitglied eines Komitees, das den Entwurf einer Guideline für Saleyards vorbereitet hat. Dieser Entwurf ist nun abgesegnet, die Geltung der Leitlinien soll jeder Staat und jedes Territorium gesetzlich verankern.

Überwachung durch Tierschutzinspekteure: In Westaustralien ist heute an beinahe jedem Verkaufstag auf Saleyards und Märkten ein offizieller Tierschutzinspekteur anwesend – ein Meilenstein.

Instandsetzung von Marktanlagen: Durch den Druck unserer Beschwerden haben die Betreiber zahlreicher Saleyards in Westaustralien und Victoria Rampen repariert oder optimiert, um die Ladevorgänge für die Tiere sicherer und leichter zu machen. In Westaustralien erhielten die Verkaufspferche fast durchgängig Tränken.

Training von Marktangestellten: Falsch ausgeführte Nottötungen verlängern und vermehren das Leid der Tiere. Wir haben deswegen Marktbetreiber in Westaustralien, Victoria und Tasmanien davon überzeugt, dass ihre Mitarbeiter Trainings zur Nottötung von Tieren absolvieren.

Besserer Umgang mit den Tieren: Auf vielen Saleyards in Süd- und Westaustralien und Victoria sind inzwischen geräuschvolle Treibhilfen statt Treibstöcke im Einsatz und die meisten Hunde tragen Maulkörbe, damit sie die Schafe beim Treiben nicht mehr beißen können.

Projektleitung:
Dawn Lowe


Das könnte Sie auch interessieren: