Kamelhaltungen

Kamele werden in vielen Ländern der Welt als ‚Nutz‘tiere gezüchtet: Für die Erzeugung von Fleisch, Milch und Wolle oder Leder, für den Sport, den Tourismus und vielerorts auch für den Transport. Die weltweite Kamelpopulation beläuft sich derzeit auf über 35 Millionen Tiere (FAOSTAT 2020). Ein wachsender Anteil dieser Tiere lebt in Landwirtschaftsbetrieben.

Worunter leiden die Tiere?

Aufgrund ihrer hohen Widerstandsfähigkeit werden Kamele als besonders pflegeleichte Tiere bezeichnet. In der kommerziellen Kamelhaltung wird das oft zum Nachteil der Tiere ausgelegt:

  • In vielen Haltungen müssen die Kamele ganz ohne Schutz vor der Witterung auskommen. Selbst in den Golfstaaten, wo die Temperaturen im Sommer regelmäßig über 40 °C liegen – und auf 60 °C ansteigen können – werden Kamele in kleinen Pferchen ohne jeglichen Schatten gehalten.
  • Häufig fehlt es an Wasser. Wenn überhaupt, werden Kamele auch bei extremen Sommertemperaturen nur einmal täglich getränkt.
  • Viele Kamele müssen auch in umzäunten Gehegen ständig Fußfesseln tragen, was ihrem Bedürfnis nach Bewegung widerspricht und ihren Bewegungsapparat dauerhaft beeinträchtigt.
  • Männliche Kamele werden oft isoliert gehalten, oft dauerhaft angebunden und in kleinen Boxen oder Pferchen, ohne Bewegungsfreiheit und ohne Sozialkontakte. Es liegt auf der Hand, dass diese Tiere häufig Aggressionen und Verhaltensstörungen zeigen. Aber auch viele Kamelkühe und Jungtiere leben dauerhaft angebunden.
  • Auch an Gesundheitsprävention und tiermedizinischer Versorgung mangelt es in vielen Haltungsbetrieben. Parasitenbefall und Hautkrankheiten werden nicht oder nicht ausreichend behandelt und kranke und verletzte Tiere allzu oft ihrem Schicksal überlassen.

Was Animals' Angels dagegen unternimmt

Zwischen 2014 und 2021 kontrollierte Animals‘ Angels unzählige Kamelhaltungen in Katar, den Vereinigten Arabischen Emiraten, im Oman und in Ägypten. Die Probleme in den Kamelhaltungen wiederholten sich über die Landesgrenzen hinweg und immer wieder hörten die Animals‘ Angels-Teams die gleichen Ausreden:

  • Als Wüstentiere bräuchten Kamele keinen Schatten, sie kämen tagelang ohne Wasser aus.
  • Die männlichen Tiere seien aggressiv und müssten deshalb weggesperrt werden.
  • Wenn die Tiere krank werden, sei das eine göttliche Fügung.

In vielen Ländern, in denen Kamele gehalten werden, gibt es keine Tierschutzgesetze, die Vorschriften kommen in der Praxis kaum zur Anwendung, oder sie gelten nicht für landwirtschaftlich genutzte Tiere. Unsere Eingaben bei den Behörden über die festgestellten Probleme in den Kamelhaltungen blieben weitestgehend erfolglos. Auch konnten wir keine Leitlinien oder wissenschaftlich fundierte Empfehlungen zum Thema Kamelhaltungen finden. Daher entschieden wir hier anzusetzen.

Im Rahmen eines gemeinsamen Projekts mit der Universität von Bologna reisten wir im Jahr 2019 zweimal nach Katar, um vor Ort Daten zur Kamelhaltung zu erheben. 2020 wurden die Daten ausgewertet und so konnten wir wissenschaftlich belegen, was wir eigentlich schon wussten:

  • Kamele suchen bei hohen Temperaturen den Schatten.
  • Kamele in kommerziellen Haltungen sollten stets Frischwasser zu Verfügung haben.
  • Tiere in ständiger Anbindung neigen zur Aggressivität.
  • Die tiermedizinische Versorgung in vielen Haltungen ist ungenügend.

Wissenschaftliche Publikationen

Folgende Publikationen wurden bei einschlägigen Konferenzen vorgestellt. Zudem haben wir die Forschungsberichte an die Behörden in den ‚Kamelländern‘ geschickt und sie zahlreichen Kamel-Wissenschaftlern zur Verfügung gestellt.

Projektleitung:
Julia Havenstein
Helena Bauer
Projekt-Assistenz:
Ali Ziani


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