Anbindehaltung von Rindern in Deutschland

Die Werbebilder mit zufriedenen Kühen auf sonnigen Blumenwiesen kennen wir alle. Lichtjahre entfernt von diesem Werbe-Idyll ist die Realität der Kühe, die ihr Leben in Anbindeställen fristen. Denn Anbindehaltung, das heißt für sie: am Hals fixiert zu sein, keinerlei Bewegungsfreiheit, Leben in Ketten an immer der gleichen Stelle. In Deutschland steht jede vierte Kuh angebunden im Stall. Auch in anderen EU-Staaten ist die Haltungsform verbreitet.

Worunter leiden die Tiere?

Im Jahr 2010 wurden in Deutschland noch gut 27 % der ‚Milch’kühe angebunden gehalten. Das sind über 1,3 Millionen Tiere (Quelle: Statistisches Bundesamt). Die meisten Anbindehaltungen gibt es in Süddeutschland. In Bayern stehen im Jahr 2017 über 190.000 Tiere in ganzjähriger Anbindehaltung – ohne jeglichen Weidegang. Auch in anderen EU-Ländern, z. B. in Österreich, Polen, Spanien, ist die Haltungsform nach wie vor verbreitet.

Die Anbindehaltung widerspricht den Grundbedürfnissen von Kühen, allen wissenschaftlichen Erkenntnissen zur artgerechten Rinderhaltung, sowie den Anforderungen des Tierschutzgesetzes und der ‚Nutztier‘haltungsverordnung. Trotzdem ist Dänemark bisher der einizige EU-Staat, der die Anbindehaltung explizit ab 2022 per Gesetz untersagt. Im Rest der EU verhindern Milch- und Fleischindustrie bisher erfolgreich ein explizites Verbot.

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Was Animals' Angels dagegen unternimmt

Animals' Angels setzt sich seit dem Jahr 2009 für ein Ende der Anbindehaltung ein. Die längst überfällige Debatte dazu haben wir 2015 mit unserem Projekt ‚Die Würde der Kühe‘ deutschlandweit ins Rollen gebracht.

  • Noch im Jahr 2015 schlossen sich alle großen tierärztlichen Vereinigungen unserem Anliegen an und forderten öffentlich ein Verbot der Anbindehaltung. Auch der Wissenschaftliche Beirat für Agrarpolitik stufte im März 2015 die Anbindehaltung als problematisch ein und sieht dringenden Handlungsbedarf.
  • Im April 2016 stimmten 14 von 16 Bundesländern im Bundesrat für ein bundesweites gesetzliches Verbot der veralteten Haltungsform. Dessen Umsetzung scheitert bis heute am Bundeslandwirtschaftsministerium.
  • Juristisch forderten wir die Anbindehaltung 2017 mit acht Strafanzeigen gegen Landwirte heraus.
  • Auch immer mehr Molkereien und Supermarktketten erwägen, keine Milch aus Anbindehaltungen mehr aufzukaufen. Das setzt die Milchbetriebe unter Druck.
  • Zahlreiche Bundesländer bieten inzwischen Förderprogramme für Landwirte an, um den Umbau von Anbinde- in Laufställe zu unterstützen.

Unsere Hartnäckigkeit rührt aus dem Unrecht, dass Rindern angetan wird, wenn sie in kleinen, dunklen Ställen mit einer Kette um den Hals ihr Leben an einer Stelle fristen müssen. Mit dem Staatsziel Tierschutz ist das unvereinbar. Eine Fülle an Gutachten und große Teile der deutschen Tierärzteschaft unterstützen unser Anliegen.

Bald – davon sind wir überzeugt – wird die Anbindehaltung der Vergangenheit angehören. Bis dahin bleiben wir bei den Tieren.

Projektleitung:
Sophie Greger


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