Kameltransporte
Wie alle ‚Nutz‘tiere werden auch Kamele transportiert. Oft sind es kurze Strecken zu einem Tiermarkt oder zum nächsten Schlachthaus. Teilweise sind es aber auch tage- und wochenlange Strecken – über Land und auf dem Seeweg. Das betrifft sowohl ‚Renn‘kamele, als auch ‚Zucht‘- und ‚Schlacht‘kamele. Wie bei allen ‚Nutz‘tieren hängt die Qualität des Transports oft vom wirtschaftlichen Wert der Tiere ab, der den Tieren beigemessen wird.
Worunter leiden die Tiere?
- Keine Spezialfahrzeuge: Es gibt kaum Fahrzeuge, die für den Transport von Kamelen konzipiert sind. In aller Regel werden Multifunktionsfahrzeuge und Pick-ups verwendet.
- Fixierung mit Fesseln: Aus Sicherheitsgründen sollten sich Kamele während des Straßentransports hinlegen. In den üblichen Transportfahrzeugen ist Stehen auch gar keine Option, da diese keine oder instabile Seitenwände haben. So werden den Kamelen für den Transport die Beine zusammengebunden (oft über Tage), damit sie nicht aufstehen können.
- Einschneidende Fußfesseln: Statt weichen Materialen werden sehr häufig dünne, einschneidende Materialien verwendet. Zum Beispiel Heuschnüre oder im schlimmsten Fall sogar dünner Draht.
- Keine Einstreu: Die besseren Transporte sind mit Teppichen oder sogar Matratzen ausgelegt, um die Tiere während des Transports zu schützen. Manchmal wird auch Sand verwendet. Doch bei sehr vielen und auch sehr langen Transporten wird gar kein Einstreumaterial verwendet. Die Kamele müssen dann tagelang auf dem blanken und harten Metallboden sitzen. Dies führt zu Schmerzen, Schürfwunden und Hämatomen.
- Kein Schutz vor Witterungsverhältnissen
- Keine Laderampen
- Kein geschultes Personal
Was Animals' Angels dagegen unternimmt
In einer intensiven Feldstudie waren wir in verschiedenen Ländern des Nahen Ostens im Einsatz und dokumentierten und begleiteten Kameltransporte. Um auf die eklatanten Missstände aufmerksam zu machen, wandten wir uns mit einem umfassenden Bericht an die zuständigen Behörden, Regierungen sowie Veterinäre und andere Experten auf diesem Gebiet, an Universitäten und Forschungsinstitute sowie weitere Interessenvertreter in der Region. Begleitet wird unser Bericht von einem Kurzfilm über die von uns dokumentieren Probleme. Unseren Bericht und unser Video stellten wir bei einer hochrangigen Kamelkonferenz in Laayoune vor und konnten international Gehör für die Kamele finden.
Wir stehen weiterhin in engem Kontakt mit Experten, Behörden und anderen Interessensvertretern in der Region und fordern die Verantwortlichen zum Handeln auf. Dabei ist Tierschutz beim Transport von Kamelen noch absolutes Neuland – bisher gibt es so gut wie keine gesetzlichen Regelungen und kaum Bewusstsein für dieses Thema.
Unsere Ziele:
- Tierschutz auch beim Transport von Kamelen zum Thema machen – vor Ort sowie auf internationalen Konferenzen, Expertenmeetings und Workshops.
- Die Einführung, Umsetzung und Kontrolle von Tierschutzgesetzen in den jeweiligen Ländern, die auch die Tiere beim Transport schützen.
- Einhaltung der international vereinbarten Tierschutzstandards der OIE (Welttiergesundheitsorganisation).
- Aufklärungsarbeit, Schulungen und Trainings vor Ort für Händler, Arbeiter und Kamelbesitzer.
- Mehr Bewusstsein und Empathie für die Kamele.
Projektleitung:
Julia Havenstein
Helena Bauer
Projekt-Assistenz:
Ali Ziani