Tiertransporte auf die Kanaren: Tiere werden kurz vor dem Ziel auf ungeeignete Fahrzeuge umgeladen

Tiertransport auf den Kanaren

Der starke Wind lässt einen fast vergessen, wie stark die Sonne hier auf Gran Canaria brennen kann. Das Thermometer steigt um die Mittagszeit auf 34 °C. Vor mehr als zwei Stunden kam ein Lkw mit Kälbern per Fähre am Hafen von Las Palmas de Gran Canaria an. Die Tiere wurden vom spanischen Festland aus auf die Insel transportiert.

Sie sind seit ca. drei Tagen unterwegs – nonstop eingesperrt auf dem Lkw. Laut Gesetz müssten sie auf der Insel innerhalb von zwei Stunden den Zielort erreichen – oder, falls nicht möglich, in einer entsprechenden Versorgungsstation am Hafen abgeladen werden, um sich von den extremen Strapazen der langen Seefahrt erholen zu können. Doch solche Versorgungsstationen gibt es auf den Kanarischen Inseln nicht. Alle Tiertransporte, die auf den Inseln ankommen, fahren durch bis zum Zielort bzw. so weit, wie sie eben kommen.

Denn oftmals passen die großen 40-Tonner nicht durch die schmalen und kurvigen Straßen oder Schotterpisten, die zu den Haltungen führen. So werden die Tiere regelmäßig von den großen Lkw auf kleine, alte und völlig ungeeignete Fahrzeuge verladen, die die erschöpften Tiere dann in mehreren Durchgängen zum Zielort bringen. Wie auch heute wieder. Auf einem öffentlichen Parkplatz neben einem Friedhof parkt der LKW aus Spanien – als er ankommt warten bereits drei kleine Laster, die eher an Baustellenfahrzeuge erinnern als an Tiertransporte. Auf sie werden die Kälber verladen, insgesamt achtmal. Dieser Vorgang ist illegal: die Laster entsprechend nicht den Fahrzeugstandards, die für lange Tiertransporte gelten. Die Tiere erreichen auch nicht wie vorgeschrieben nach maximal zwei Stunden ihren Zielort, sondern durch das Umladen dauert alles mehr als doppelt so lange.

Dieser Fall ist ein weiteres Beispiel dafür, wie die bestehenden Gesetz ignoriert und umgangen werden. Es fehlt an Infrastruktur auf den Inseln, doch anstatt diesen Missstand zu ändern, müssen sich – in der Logik der Transportbeteiligten – die Tiere anpassen. Auf ihre Kosten. Dagegen setzen wir uns ein. Tierschutz auf den Transporten muss endlich ernst genommen werden. Wenn die Gegebenheiten vor Ort noch nicht einmal die gesetzlichen Mindestanforderungen erfüllen, dürfen als Konsequenz keine fühlenden Lebewesen mehr dorthin transportiert werden!