Tiertransporte nach Marokko: Falsche Tränken, Verzögerungen, mindestens ein totes Lamm

Tiertransport EU Marokko

In Marokko kontrollieren wir eine Woche lang ankommende Tiertransporte aus der EU: Es ist bereits dunkel, als zwei Lkw mit spanischen Lämmern den Hafen von Tanger Med verlassen. Fast sechs Stunden mussten sie dort warten, bevor sie weiterfahren dürfen. Warum, wissen wir nicht. Wenigstens sind die Tiere nur auf drei Ebenen. So haben sie über ihren Köpfen ein bisschen Platz für Luftzirkulation und stoßen nicht gegen die Fahrzeugdecke. Insgesamt begleiten wir die Tierkinder mehr als 12 Stunden durch Marokko – die ganze Nacht sind sie unterwegs.

In den beiden Pausen der Fahrer blicken wir in erschöpfte, hungrige und durstige Gesichter. Manche haben Nasenausfluss und aus dem Inneren der Lkw strömt ein beißender Ammoniakgeruch. Die Einstreu ist verdreckt und teilweise nicht mehr vorhanden. Beide Llw sind nur mit Nippeltränken ausgestattet, die eigentlich für Schweine gedacht sind. Für Lämmer und Schafe sind sie völlig ungeeignet zum Trinken. Auf einem Lkw sind die Tränken sogar teils noch verdeckt durch die Fahrzeugböden. Die Tiere können sie gar nicht erreichen. Dennoch wurden diese Transporte von spanischen Veterinärbehörden genehmigt.

Laut einem der Fahrer wurden die Lämmer am Vortag um 2 Uhr morgens in Spanien verladen. Am marokkanischen Zielort kommen die Transporte am Morgen des Folgetages an. Wenn die Angabe des Fahrers stimmt, hätten sie die maximal erlaubte Transportzeit um mindestens 1.5 Stunden überschritten.

Wir können die Abladung der Tiere nur kurz sehen – auf einem Lkw hat mindestens ein Lamm die Strapazen des Transportes nicht überlebt. Wir beobachten, wie der Fahrer den toten Körper aus dem zweiten Ladedeck zieht. Dann werden wir aufgefordert, das Grundstück zu verlassen. Sie wollen nicht, dass wir noch mehr sehen. Vielleicht vermuten sie, dass noch weitere tote Lämmer auf der oberen Ladeebene liegen.

Wir wissen es nicht. Und wir wissen nicht, wann und wie das Lamm an Bord des Lkw gestorben sein könnte. Aber wir wissen, dass diese beiden Transporte für die Tierkinder extrem belastend waren. Die überlebenden Lämmer stürzen sich hungrig und durstig auf das Wasser und das Futter im Stall. Wie lange werden sie hierbleiben, bevor sie ihre letzte Reise zum Schlachthof antreten?

Wir werden eine umfassende Beschwerde an die zuständigen Behörden richten, die diese gesetzeswidrigen Transporte genehmigt hat und machen uns weiterhin stark für ein EU-weites Verbot für Tiertransporte in Länder ohne Tierschutzstandards.