In Marokko rollen die Tiertransporte aus Europa weiterhin von den Fähren – ungeachtet des Schicksals, das die Tiere dort erwartet: Wir sind für eine Woche im Einsatz am Hafen von Tanger Med und kontrollieren Tiertransporte, die vom spanischen Festland übersetzen. Es ist viel los, wir zählen teils über acht Lkw am Tag. Die meisten Tiere kommen aus Spanien, vor allem ‚Mast’bullen und Lämmer. Aber auch Ziegen aus Frankreich sind dabei.
Jedes Mal fällt es uns aufs Neue schwer zu entscheiden, welchem Transport wir folgen sollen – leider können wir nicht alle begleiten. Doch unser Team schafft vier Begleitfahrten in dieser Woche, mit insgesamt sieben Lkw. Zwei dieser Fahrten führen uns mit den spanischen Lämmern über mehr als 860 km und über 12 Stunden in die Region Agadir. Die Tierkinder sind sichtlich erschöpft von dem langen Transport und sind durstig und hungrig. Mindestens ein Lamm überlebt den Transport nicht.
Die Bullen und Lämmer, die wir begleiten, sind zur Schlachtung bestimmt. Vor Ort erzählt man uns, dass sie noch einige Zeit gemästet werden sollen. Wie lange, wissen wir nicht. Doch wir wissen um die Schlachtmethoden in Marokko –nach wir vor gibt es hier kein Tierschutzgesetz. Und dennoch exportieren EU-Staaten wie Spanien, aber seit kurzem auch Portugal und Rumänien, Rinder und Schafe hierher zur Schlachtung.
Das Geschäft ist lukrativ und die Nachfrage aus Marokko nach europäischen Tieren unverändert groß. Denn seit mehreren Jahren leidet das Land unter starker Dürre. Die lokalen Preise für Fleisch sind seitdem drastisch gestiegen, ebenso für Tierfutter. Die Folge: Es werden immer mehr ‚Schlacht’tiere aus anderen Ländern importiert. Für diese Importe zahlt die marokkanische Regierung Subventionen.
Die EU muss endlich handeln und für ihre Werte einstehen. Denn sie ist nicht nur eine Wirtschaftsunion, sondern basiert auf gemeinsamen Grundprinzipien – eines davon ist Artikel 13 AEUV: „Bei der Festlegung und Durchführung der Politik der Union (…) tragen die Union und die Mitgliedstaaten den Erfordernissen des Wohlergehens der Tiere als fühlende Wesen in vollem Umfang Rechnung (…)“. Wir fordern die EU und die Mitgliedstaaten auf, Verantwortung für unsere Tiere zu übernehmen und Transporte von lebenden Tieren in Länder ohne Tierschutzgarantien zu beenden.