Ägypten: Im Einsatz für die Kamele – der wöchentliche Wahnsinn auf dem Markt in Birqash

Kamelmarkt Birqash

Animals’ Angels ist im Einsatz für die Kamele in Birqash, nördlich von Kairo – auf dem größten Markt für ‚Schlacht’kamele in Ägypten. Heute kommen vor allem die großen Lkw aus dem Süden des Landes an. Pro Lkw sind durchschnittlich 34 Kamele geladen. Die Tiere werden alle sitzend transportiert, dicht an dicht gequetscht auf dem harten Fahrzeugboden. Sie können sich nicht bewegen, denn ihre Beine sind mit dünnen Paketschnüren zusammengebunden.

Wasser, Futter oder Schutz vor der Sonne gibt es für die Kamele an Bord der Cargo-Lkw nicht – sie sind auch gar nicht gebaut für den Transport von Tieren. Und trotzdem werden so jede Woche tausende Kamele aus Südägypten über 1.200 km hierher nach Birqash transportiert. Wir sprechen mit vielen Fahrern und sie alle bestätigen, dass sie am Vortag in Abu Simbel im Süden Ägyptens gestartet sind. Durchschnittlich seien sie mindestens 18 Stunden unterwegs. Ohne Pause, Wasser oder Verpflegung für die Tiere. Davor haben die Kamele schon eine lange Reise hinter sich, denn die meisten der Tiere kommen aus dem Sudan oder manche sogar aus noch weiter entfernten Ländern wie Somalia. In Südägypten müssen sie in eine zweitägige Quarantäne, bevor sie schließlich in den Norden des Landes transportiert und zur Schlachtung weiterverkauft werden.

Ab mittags kommen nach und nach die Transporter am Markt an. Die Arbeiter warten bereits mit ihren Stöcken. Die erschöpften Kamele, die fast einen ganzen Tag im Sitzen gefesselt waren und ihre Beine kein bisschen bewegen konnten, müssen jetzt in der Hektik der Entladung schnell aufstehen. Vielen fällt das sichtlich schwer und sie sind wackelig auf den Beinen. Der Kamelbulle Zahir muss wie viele andere mit einem hochgebundenen Vorderbein aus dem Lkw hüpfen. Beim Entladen bleibt er in einem kleinen Spalt in der Ladeklappe des Lkw mit seinen beiden Hinterbeinen hängen. Er steckt fest und schreit. Mit viel Ziehen und Zerren und nur einiger Mühe bekommen die Arbeiter ihn wieder frei. Manche Kamele, die ganz ohne Laderampe entladen werden, stürzen bei dem Sprung aus dem Lkw. Als wir die Arbeiter mit der Problematik konfrontieren, warum sie nicht wenigstens eine stationäre Rampe benutzen, flippt einer der Arbeiter aus und fuchtelt wild mit seinem Messer rum und schreit. Die Stimmung ist angespannt und spiegelt den Wahnsinn wider, dem die Tiere hier allwöchentlich ausgeliefert sind.

Auch wenn heute insgesamt noch ein eher ruhiger Markttag ist, finden wir einige verletzte Tiere – manche haben an ihren Sprunggelenken Schürfwunden vom langen Transport, wie der Kamelbulle Yassin. Er liegt erschöpft da, und wir können in dem Moment nichts anderes für ihn tun als Wasser zu organisieren und ein bisschen Alfalfa. Später sehen wir, dass er zumindest wieder aufstehen konnte. In Yassins Gruppe ist auch Eldin. Sein rechtes Vorderbein ist geschwollen aufgrund einer eitrigen Verletzung am Karpalgelenk. Keiner der Arbeiter interessiert sich für ihn oder die anderen Kamele und uns wird wieder einmal bewusst, wie schwierig es hier ist auch nur ein bisschen an Veränderung für die Tiere zu bewirken. Doch Wegschauen ist keine Option und wir kommen morgen wieder, um den Kamelen beizustehen.